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Nachrichten aus und über Kuba

Nachrichten, Berichte, Reportagen zu aktuellen Entwicklungen, Hintergründen und Ereignissen in Kuba, internationale Beziehungen und der Solidarität mit Kuba.


Solidarität mit Kuba in Wort und Tat

Die "Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba" tagte kürzlich in Frankfurt (UZ vom 25. September). UZ sprach mit der Vorsitzenden Petra Wegener.

FG-Bundesdelegiertenkonferenz 2020
"Den Wirtschaftskrieg gegen Kuba beenden", forderten die Delegierten.
(Foto: Thomas Brenner)


UZ: Was habt ihr vor?

Petra Wegener: Wir haben wieder deutlich gemacht: Die Freundschaftsgesellschaft steht an der Seite Kubas, des kubanischen Volkes und der kubanischen Regierung. Das bedeutet: Schaffung von Gegenöffentlichkeit; nicht nachlassen in unserem Bestreben, das sozialistische Kuba und seine Leistungen gerade auch in Zeiten von COVID-19 sichtbar zu machen. Aktuell beteiligen wir uns aktiv auch an der Kampagne "Unblock Cuba". Ein Ziel hier ist, auf die UNO-Abstimmung über die Blockade gegen Kuba aufmerksam zu machen, die vom Herbst auf Ende April 2021 verschoben wurde.

Natürlich setzen wir unsere konkrete materielle Hilfe fort. Aktuell sammeln wir Spenden für medizinisches Material und Ausrüstungen für Kuba.

Außerdem beschloss unsere Bundesdelegiertenkonferenz (BDK), den "Tag der Menschenrechte" am 10. Dezember in diesem Jahr zu einem Aktionstag zu machen. An möglichst vielen Orten werden wir die unmenschliche, seit fast 60 Jahren seitens der USA bestehende und jetzt fast täglich verschärfte Blockade gegen das sozialistische Kuba anprangern.

Trotz der Verschärfung der US-Blockade hat die Solidarität der Insel nicht aufgehört. Die medizinische Freiwilligenbrigade "Henry Reeve" gehörte in Italien zu den ersten "Kämpfern gegen Covid-19". Sie ist seit 2005 international unermüdlich und selbstlos im Einsatz im Kampf gegen Katastrophen und schwere Epidemien, wie etwa gegen Ebola. Anerkennung hierfür sollte durch den Friedensnobelpreis gezeigt werden. Die weltweite Kampagne dafür unterstützen wir. Der erste Erfolg ist errungen. Wenige Tage nach unserer BDK hat der Weltfriedensrat die Kandidatur formell registriert.

UZ: Wie beeinflusst die Blockade das Leben in Kuba?

Petra Wegener: Die Blockade ist unmenschlich, weil sie in der letzten Konsequenz eine andere Form von Völkermord ist. Denn juristisch ist die Blockade US-Recht, aber praktisch wird sie – entgegen jeglichem Völkerrecht – weltweit angewendet. Unternehmen aller Art liefern nicht an Kuba oder kaufen dort nichts, um so millionenschweren Strafen der US-Behörden zu entgehen; Strafen, die außerhalb der USA juristisch nicht einmal wirken dürften.

Damit werden dem Staat Kuba nicht die gleichen internationalen Handels-, Wirtschafts- und Finanzrechte wie international üblich zugestanden. Das wiederum führt zu extremen wirtschaftlichen Herausforderungen, die es zu meistern gilt, wie zum Beispiel bei der Versorgung der Bevölkerung. Mit Corona ist zudem der Auslandstourismus praktisch komplett zum Erliegen gekommen – eine wichtige Einnahmequelle für Kuba. Besonders schlimm dabei ist, dass sich sämtliche EU-Länder dem "Blockadediktat" der USA unterordnen – wie erst kürzlich beim Einfuhrverbot für kubanische Zigarren und Rum.

UZ: Welche Rolle spielt die Solidaritätsarbeit wie eure für Kuba?

Petra Wegener: Sicherlich ist das Wissen, zuverlässige Freunde und Unterstützer an der Seite zu haben, auch eine moralische Stärkung für die Menschen in Kuba.

Im gemeinsamen "Proyecto ‚Tamara Bunke" der Freundschaftsgesellschaft und der SDAJ lernen junge Leute, die "bunkistas" – wie wir sie nennen – für einige Monate und nicht nur in Havanna die kubanische sozialistische Realität kennen – und meistens sehr lieben.

Schließlich ist gerade unter den nur kurz angerissenen Umständen auch die materielle Solidarität wichtig, sei es mit punktueller Unterstützung in den Projekten – bei uns im medizinischen Bereich –, sei es mit "Hurrikanspenden" oder jetzt Spenden für den Erwerb von medizinischen Mitteln.

UZ: Welche Hilfe braucht Kuba aktuell?

Petra Wegener: Kuba braucht politische, aber auch materielle Unterstützung. Das Ziel der Regierungsmaßnahmen der USA besteht darin, "die kubanische Wirtschaft zu erdrosseln". Damit soll eine Entwicklungsstrategie, die das Wohlergehen der Menschen an erste Stelle stellt, unmöglich gemacht werden. Dabei ist es egal, wo und wie viele Menschenleben es kostet.

Wir informieren die Öffentlichkeit; durch unsere Vierteljahreszeitschrift "Cuba Libre" oder "live" im Blog der bunkistas "Berichte aus Havanna" – auch das ist Unterstützung.

Durch unsere materielle Hilfe wollen wir das einmalige System Kubas unterstützen, mit dem sie "integral", also in sich verzahnenden Bereichen, gegen diese Pandemie vorgehen. Dies systematische Vorgehen war – anders als zum Beispiel in Deutschland – auch vor 2020 üblich, zum Beispiel bei Naturkatastrophen.

Auf Nachfrage beim kubanischen Gesundheitsministerium zu Beginn der Pandemie war klar, dass Beatmungsgeräte dringend benötigt werden. Ein Notfallarzt hat sich als Experte um die Beschaffung gekümmert. Er fand zwei Geräte – das eine hat die DKP, das andere die Freundschaftsgesellschaft bezahlt. Dank gemeinsamer Anstrengungen sind beide Geräte jetzt auf Kuba. Auch das zählt zu den konkreten Hilfsprojekten. Vor gut vier Wochen haben wir unseren Aufruf zur materiellen Solidarität mit Kuba aus dem März dieses Jahres gemeinsam mit dem "Netzwerk Cuba" erneuert. Das gesammelte Geld wird zum Teil überwiesen oder es wird dringend Benötigtes eingekauft und soweit möglich nach Kuba versandt.

Unsere Zeit



Unsere Zeit, 09.10.2020