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Aguas de La Habana – Über die Arbeit der Gewerkschaften im Betrieb
Auszug aus dem Bericht der Delegation des Vorstandes des NETZWERK CUBA e.V. vom 24.3. – 2.4.2019 in Cuba

Es waren etwa zehn Vertreter/innen des Unternehmens und der Gewerkschaften anwesend. Es gab Gastgeschenke fär alle. Eingangs wurde ein sehr professionelles Video über das Unternehmen vorgeführt.

Der Betrieb wurde im Jahr 2000 gegründet, war zuerst in 8 Municipios (Gemeinden) zuständig und seit 2016 in allen 15 von Havanna.

Er ist eine empresa mixta, 50 % cubanischer Anteil, 45 % eines spanischen Betriebes und 5 % einer einzelnen Person (Spanier), die auch im Betrieb arbeitet. Die Zusammenarbeit der 3 Bereiche läuft sehr harmonisch. Arbeiter/innen können direkt – also ohne Agentur – eingestellt werden. Sie erhalten ungefähr das Doppelte des durchschnittlichen Lohnes. "Einheit" ist für die Gewerkschaften das zentrale Prinzip. Zusammenarbeit mit Leitung läuft gut. Es gibt gemeinsame Interessen, wie z.B. eine Verbesserung der Mobilität (Anfahrten der Beschäftigten zum Unternehmen/Arbeitsplatz; Arbeitsschutzmittel).

Der Fuhrpark des Betriebes ist 100 % elektrisch angetrieben.

Aguas hat mit allem zu tun, was mit Wasser zusammenhängt. Die Bereitstellung von Wasser, die Verlegung und Unterhaltung der Rohrleitungen, der Pumpen etc.

Aguas hat mehr als 4.000 Beschäftigte, 2 Generaldirektoren (Cubaner und Spanier) und gehört zum Bauministerium.

Der Betrieb arbeitet mit 161 weiteren Betrieben zusammen und dem Institut für Wasserreserven des Landes (INRH).

Die Zusammenarbeit von Unternehmen und Arbeiter/innen ist in vielen Gesetzen seit der Revolution festgelegt, d.h. es gibt eine ständige Beteiligung der Gewerkschaft mit den Arbeiter/innen auf allen Ebenen, auch im wichtigsten Element der Planung, bei der jedes Unternehmen einen Vertrag für 3 Jahre Laufzeit mit der Regierung abschließt. Am Jahresende wird die Erfüllung des Vertrages geprüft. Damit wird 3 Monate vorher angefangen. Der Vertrag hat 18 Kapitel mit 122 Abschnitten zu Themen wie Arbeitssicherheit, Einsatz in Katastrophen). Die Kriterien werden jedes Jahr neu diskutiert. All dies wird von einer Kommission erarbeitet, in der besonders anerkannte Kolleg/innen tätig sind; sie haben Verantwortung für die Umsetzung. Allen Arbeitern wird mitgeteilt, wer in der Kommission ist, denn denjenigen wird Arbeitszeit für die Ausarbeitung zur Verfügung gestellt. Solch ein Plan/Vertrag wird in der Vollversammlung der Arbeiter/innen vorgestellt, diskutiert und bei Bedarf verändert ("Diagnostik der gewünschten Ziele"). Sie müssen die Vorhaben in Abstimmung mit ihrer Arbeit bewerten und dem Abkommen zustimmen. Das Gesamtabkommen zirkuliert durch die Arbeitskollektive. Dann geht es durch die gewerkschaftlichen Gremien und Teams, die Endfassung wird insgesamt im Unternehmen vorgestellt, muss von der Mehrheit der Arbeitskollegen durch Handheben bestätigt werden und wird dann in einer feierlichen Zeremonie von Repräsentanten der Kollektive unter­zeichnet. Der Vertrag enthält mehrere Anhänge, z.B. über Lohnstruktur, Weiterbildungsplan und Urlaubsplan. Jedes Unternehmen kann weitere Anlagen beifügen.

Der anwesende Vorsitzende der Baugewerkschaft, Jorge Ojeda, Mitglied des Politbüros der PCC, Mitglied des Staatsrates und Vertreter im Ministerrat, erklärte dann noch, dass die Gewerkschaft von Anfang an bei allen Diskussionen dabei ist und mitentscheidet. Ohne sie und gegen sie geht nichts. In der Gewerkschaft auf Provinzebene sind 41 Unternehmen, 58 Genossenschaften und 34.000 cuentra propistas Mitglied. Von der Provinzebene aus werden die lokalen Gewerkschaftsbüros unterstützt. Maßgeblich ist das umfangreiche, detaillierte Arbeitsgesetzbuch, das sich auf Lineamento 116 (Leitlinie) bezieht. Sie arbeiten derzeit am Haushalt für 2020. Dies wiederum bezieht sich auf den im Plan 2030 aufgestellten staatlichen Rahmen.

Im Tarifvertrag ist die Frage der Entlohnung ein Punkt. Es gibt z.B. auch eine Kommission, in der die Arbeitsergebnisse der Beschäftigten bewertet werden. Es gibt zahlreiche Feiertage (Frauentag, Muttertag, Vatertag, Tag der Ingenieure, Literatur etc. sowie freie Tage für Bildung). Enthalten sind Rechte und Pflichten, sowie Schritte bei Disziplinarverfahren und ein Katalog für Problemlösungen bei längerfristiger Krankheit. Arbeiter/in kann sich an das Arbeitsgericht wenden, wenn ihm/ihr betrieblich gefundene Problemlösungen nicht gefallen.

Kunden von Agua sind der Staat, die Bevölkerung und Betriebe. Die Zahlung ist unterschiedlich, entsprechend also sowohl in CUC und CUP, Großverbraucher zahlen Aufschläge.

Die Gebühren sind sehr niedrig, es gibt jetzt 2 Tarife, aber keine Progression wie beim Strom. Sie setzen auf die Erziehung zum Sparen.

Umweltschutz ist wichtig, alle Arbeiten sind als zertifizierte Arbeitsprozesse in Handbüchern beschrieben. Das wird von Externen geprüft, um mit den staatlichen Zielen in Einklang zu sein. Im Jahr 2012 wurde ein nationaler Wasserplan erstellt, der zahlreiche Maßnahmen enthält. 2017 wurden Gesetze zum Grundwasser vorgelegt (vom INRH ausgearbeitet). Und 2017 wurde außerdem der umfassende Klimaschutzplan (Tarea Vida) in Kraft gesetzt. Der ist wichtig, weil Cuba mit drei wesentlichen Wasserquellen auskommen muss: Grundwasser, Oberflächenwasser und Meerwasser.


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Bericht der Delegation des Vorstandes des NETZWERK CUBA e.V.
vom 24.3. – 2.4.2019 in Cuba