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Neue Chance für Mumia

Prozess gegen Abu-Jamal: Aktenkisten in Philadelphia aufgetaucht.

In einem Lagerraum der Bezirksstaatsanwaltschaft von Philadelphia sind angeblich nicht existente Akten aus der über 37jährigen Prozessgeschichte des US-Bürgerrechtlers und politischen Gefangenen Mumia Abu-Jamal aufgetaucht. Jahrelang hatte niemand der Verteidigung Glauben geschenkt, die stets darauf beharrte, es müssten neben den offiziellen 32 Aktenkartons noch weitere existieren, welche die Unschuld ihres Mandanten beweisen könnten. Laut der stellvertretenden Bezirksstaatsanwältin Tracey Kavanagh seien diese jedoch »nicht auffindbar« gewesen. Richter Leon Tucker hatte Ende Dezember dennoch einer Klage Abu-Jamals stattgegeben und diesem das Recht auf Berufung eingeräumt. Das Urteil wegen des Mordes an einem Polizisten, den angeblich Abu-Jamal begangen haben soll, kann nun überprüft werden.

Kavanagh teilte Richter Tucker bereits am 3. Januar mit, dass ihr Chef Lawrence Krasner »und Mitglieder seines Stabes« am 28. Dezember 2018 »auf der Suche nach Büromöbeln« einen »weit abseits gelegenen Lagerraum der Behörde betreten« hätten. Dabei seien sie »auf sechs Aktenkartons gestoßen, von denen fünf die Aufschrift ›McCann‹ trugen«. Edward McCann habe »als Oberstaatsanwalt unter früheren Amtsleitern« gedient. Alle Kartons seien mit »Mumia«, »Abu-Jamal« oder »Mumia Abu-Jamal« beschriftet gewesen, so Kavanagh. Sie gab zu, die Angaben ihrer Behörde, mit »32 Kartons seien die Akten vollständig«, seien »falsch« gewesen. Verantwortlich dafür seien frühere Behördenleitungen. Die Dokumente würden derzeit gesichtet und dem Gericht auf Wunsch zur Verfügung gestellt.

Abu-Jamals Haftanwältin Rachel Wolkenstein fragte in einer Mitteilung, warum »Krasners bemerkenswerter und zweifelhafter« Aktenfund »erst am Tag nach Richter Tuckers Berufungsentscheidung« erfolgt sei, und warum er dann noch sechs Tage gebraucht habe, um Tucker darüber zu unterrichten. Krasner solle den Fund »als Beweis für die totale Korruption der Anklage gegen einen unschuldigen Mann« nehmen. Diese Akten würden »wahrscheinlich belegen, dass die Anklage gegen Mumia fabriziert war und die Wahrheit seiner Unschuld unterdrückt wurde«, so Wolkenstein. Sie seien der Öffentlichkeit zu übergeben. Als Konsequenz müsse das Urteil gegen Mumia aufgehoben und er aus dem Gefängnis entlassen werden, sagte Wolkenstein.

Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

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Jürgen Heiser
junge Welt, 12.01.2019