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Nachrichten aus und über Kuba

Nachrichten, Berichte, Reportagen zu aktuellen Entwicklungen, Hintergründen und Ereignissen in Kuba, internationale Beziehungen und der Solidarität mit Kuba.


Spione mit Kopfschmerzen

Washington rekrutiert Jugendliche als Agenten gegen Kuba.

Die US-Entwicklungsbehörde USAID hat – nach der Verhaftung ihres Agenten Alan Gross durch kubanische Sicherheitsbehörden im Dezember 2009 – Jugendliche aus Venezuela, Costa Rica und Peru in geheimen Missionen auf die sozialistische Karibikinsel geschickt, um dort eine Jugendopposition aufzubauen und Aufstände anzuzetteln. Verschiedene US-Medien, darunter die Tageszeitung Washington Post, veröffentlichten am Montag eine mit zahlreichen Dokumenten belege Enthüllung der Nachrichtenagentur AP über die jüngste Einmischung der US-Regierung in Kubas innere Angelegenheiten.

Aus dem Berichten geht hervor, daß die USAID in den genannten Ländern seit 2009 mehr als ein Dutzend junge Leute angeworben und sie in Schnellkursen auf ihren Auftrag vorbereitet hatte. Zur Tarnung waren sie in Kuba als Vertreter von alternativen Jugend- und Gesundheitsprogrammen aufgetreten. Als »perfekte Rechtfertigung« lobte der US-Dienst auch die Gründung eines Arbeitskreises zur HIV-Prävention. Wie mittlerweile bekannt wurde, waren die Jugendlichen von ihren US-Agentenführern unter anderem für die Täuschung der kubanischen Sicherheitsbehörden trainiert worden und hatten Instruktionen zum Verhalten bei Entdeckung enthalten. In einem von AP zitierten Memo heißt es: »... Vertraue darauf, daß die Beamten nicht versuchen werden, dir körperlichen Schaden zuzufügen …; die kubanische Regierung versucht, negative Medienberichte zu vermeiden, … und ein geschlagener Ausländer kommt ihnen nicht gelegen.« Die Agentur berichtete zudem, daß die Nachwuchsagenten von ihren Auftraggebern einen Sold von 5,41 US-Dollar pro Stunde erhielten. In den US-Medien wurde vor allem kritisiert, daß die Geheimdienstoperation nach der Verhaftung des US-Agenten Alan Gross und damit in der Kenntnis gestartet worden sei, daß der Auftrag für die angeworbenen Jugendlichen mit großen Risiken verbunden sein könnte.

Vieles spricht dafür, daß die jungen Leute bewußt dieser Gefahr ausgesetzt wurden. So enthalten die Dokumente auch Beispiele für Geheimcodes zur verschlüsselten Kommunikation zwischen den Jungagenten und ihren professionellen Führern. In bester James-Bond-Manier steht etwa die telefonische Mitteilung »Ich habe Kopfschmerzen« dafür, daß ein Agent vermutet, beobachtet zu werden und für eine Zeit untertauchen will. Mit der Meldung »Komm vorzeitig nach Hause. Deine Schwester ist krank« sollten die USAID-Spione zur sofortigen Abreise aus Kuba aufgefordert werden.

Die Einsatzorte der im Auftrag der USAID von deren Vertragspartner »Creative Associates International« angeheuerten Lateinamerikaner waren über die gesamte Insel verteilt, vornehmlich aber auf Universitätsstädte. Weder die Familien der rekrutierten Jugendlichen noch deren Kontaktpersonen in Kuba ahnten, daß die US-Agentur hinter den Programmen steckte. Die Online-Ausgabe der in Havanna erscheinenden Zeitung Juventud Rebelde zitierte am Montag den kubanischen Studenten Héctor Baranda, der von einer Gruppe aus Venezuela kontaktiert worden war und auf deren Liste als möglicher Anführer regierungsfeindlicher »Rebellen« ganz oben stand. »Sie haben die Diskussions- und Kritikfreudigkeit von uns Kubanern mit Sympathie für die Konterrevolution verwechselt. Wir betrachteten diese Jugendlichen als unsere Freunde und hatten keine Ahnung, daß sie im Auftrag der US-Regierung agierten«, so Baranda.

Der jetzt aufgeflogene Versuch, Kubas verfassungsmäßige Ordnung zu stürzen, ist bereits die zweite USAID-Panne in diesem Jahr, die weltweit für Schlagzeilen sorgt und den subversiven Auftrag der angeblichen US-Hilfsorganisation entlarvt. Erst im April hatten Medien in aller Welt über das mittlerweile eingestellte Geheimprojekt »ZunZuneo« berichtet, einen eigens entwickelten Twitter-Klon, mit dessen Hilfe ebenfalls ein Umsturz initiiert werden sollte. Von 2009 bis 2012 hatte »ZunZuneo« jugendliche Kubaner mit dem Angebot geködert, ihnen einen kostenlosen Austausch von Mitteilungen per Handy zu ermöglichen. Die Opfer ahnten nicht, daß hinter der scheinbar harmlosen Offerte ein US-Geheimdienst steckte, der, von Washington mit einem 1,6-Millionen-Dollar-Budget ausgestattet, Telefonnummern, E-Mail-Adressen und persönliche Daten von jungen Leuten in Kuba sammelte. Ziel war dabei, die Jugendlichen mit gefälschten Meldungen gegen ihr Land aufzuwiegeln und später Massenproteste nach dem Modell »Arabischer Frühling« zu initiieren.

Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

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Volker Hermsdorf
junge Welt, 06.08.2014