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Nachrichten aus und über Kuba

Nachrichten, Berichte, Reportagen zu aktuellen Entwicklungen, Hintergründen und Ereignissen in Kuba, internationale Beziehungen und der Solidarität mit Kuba.


Herausforderungen und Perspektiven der lateinamerikanisch-karibischen Intergration

Ricardo Alemao Abreu, Wirtschaftswissenschaftler und Sekretär für Internationale Beziehungen der Kommunistischen Partei Brasiliens - »Partido Comunista do Brasilia (PCdoB)«

Die revolutionären, fortschrittlichen, patriotischen Kräfte der Völker Lateinamerikas und der Karibik stehen vor der großen theoretischen und politischen Herausforderung ein Zukunftsprojekt zu entwickeln und voranzutreiben, an dessen Ausgangspunkt eine theoretische Systematisierung der im gegenwärtigen Kampf für eine solidarische Einheit und Integration auf nationaler (und kontinentaler) Ebene und für die Emanzipation der Werktätigen und der Völker Lateinamerikas und der Karibik gesammelten Erfahrungen steht.

Erst kürzlich betonte der ehemalige Präsident (Brasiliens – Anm. d.Ü.) Lula, dass wir eine »Integrationslehre« benötigen. Im Grundlagendokument des 16. Forums von Sao Paulo, das im August 2010 in Buenos Aires stattfand, heißt es, »Angesichts dieser neuen Situation werden größere analytische Fähigkeiten ebenso benötigt, wie größere Fähigkeiten sich zu artikulieren und eine strategische Verbindung einzugehen, die es uns erlauben (…) den systematischen Austausch zwischen den fortschrittlichen und Linksregierungen der Region herzustellen.« (1)

Vom Panamakongress zur CELAC (2)

1826 fand in Panama das erste Treffen lateinamerikanischer und karibischer Staaten statt – in Anwesenheit eines Beobachters aus England. Unter Führung von Simón Bolivar beschließt der Panamakongress, »Congreso Anfitriónico« (3) wie er sich selbst nennt, den »Vertrag über Union, Liga und ewige Konföderation der lateinamerikanischen Völker« (4).

Der Vertrag sieht die Schaffung eines Staatenbundes in Form einer Konföderation vor, einer Verbindung von Republiken mit einer supranationalen Parlamentarischen Vollversammlung, mit einem gemeinsamen Verteidigungsbündnis, einem gemeinsamen Militärbündnis und – neben anderen – einem Integrationsabkommen im Bereich der Handelsbeziehungen. Dementsprechend hat die gegenwärtige lateinamerikanische Einheit originäre und geschichtliche Wurzeln, die auch Vorläufer anderer Integrationsprozesse, wie dem europäischen sind. Sie ist wesentlich mehr al eine wirtschaftliche Notwendigkeit; die ist ein vor historischer Zeit begründetes Phänomen, Ausdruck einer historischen Zielsetzung.

Alle Länder Lateinamerikas weisen in ihrer Identitätsbildung ein gemeinsames Merkmal und einen gemeinsamen Widerspruch auf

Laut Darcy Ribeiro (5), einem bedeutenden brasilianischen Intellektuellen, weisen alle Länder Lateinamerikas in ihrer Identitätsbildung ein gemeinsames Merkmal und einen gemeinsamen Widerspruch auf.

Das gemeinsame Merkmal ist, dass wir, die Länder Lateinamerikas und der Karibik, Ergebnis des iberischen Expansionsprozesses sind, der sowohl durch Portugal, als auch durch Spanien betrieben wurde. In unserem Selbstverständnis sehen wir uns daher natürlich als Bruderländer und -völker, als »Kinder« dieses Prozesses.

Das zweite gemeinsame Merkmal ist der Widerspruch zum US-amerikanischen Imperialismus und daher, so Darcy Ribeiro, ist der antiimperialistische Kampf uns allen, Lateinamerikanern luso-amerikanischen (aus dem portugiesischsprachigen Amerika) und hispano-amerikanischen Ursprungs, innewohnend.

Das brasilianische Volk kennt die Geschichte und Kultur der anderen lateinamerikanischen und karibischen Länder kaum und die lateinamerikanischen Völker kennen wiederum kaum die Geschichte und Kultur Brasiliens. Dasselbe e kann man von den Führern der politischen Parteien im Allgemeinen sagen. Die Überwindung dieser Entfremdung und dieser Unkenntnis ist eine große Herausforderung. Die Herausforderung haben wir bereits in angriff genommen, aber hier bleibt noch viel zu tun. Die Integration ist auch kultureller Natur und hat ebenfalls eine parteipolitische Dimension und das zeigt auch, wie wichtig eine solche Schulung wie diese hier ist.

Natürlich hat Brasilien eine ganze Reihe hervorragend gebildeter Denker, Staatsmänner, Diplomaten und Revolutionäre hervorgebracht, die im antiimperialistischen Kampf Außerordentliches geleistet haben und für die karibische und lateinamerikanische Integration stehen.

Bedeutende Brasilianer auf den Gebieten der Integration und Lateinamerikanistik (6) sind neben Zeitgenossen von Darcy Ribeiro wie Samuel Pinheiro Guimaraes und Celso Amorim zum Beispiel auch José Binfácio, Abreu e Lima und Manoel Bonfim, aber auch Diplomaten wie San Thiago Dantas und Araújo Castro.

José Bonifácio, unser erster Außenminister, ist zwar unter Linken umstritten, aber er war der politische Architekt der Unabhängigkeit, der die Integration der souveränen Staaten des »Cono Sur«, vor allem des gesamten Bogens des Río de la Plata, Brasiliens, Argentiniens, Uruguays und Paraguays als Aufgabe mit dem Ziel definierte, die militärischen Konflikte zu beenden, die Region zu befrieden und sie zu entwickeln.

Abreu e Lima wurde seines revolutionären Handelns wegen verfolgt und so schrieb er sich in Caracas als Freiwilliger (der Befreiungsarmee Simón Bolivars – Anm. d.U.) ein. Auf Grund seiner in vielen Schlachten herausragenden Leistungen beförderte Bolivár ihn zum Heeresgeneral. Abreu e Lima war der erste sozialistische Denker der Amerikas. Anschließend kehrte er nach Brasilien zurück und setzte seine revolutionären Aktivitäten fort. An dieser Stelle ist die Rolle von Chávez hervorzuheben, denn er unterstrich die herausragende Bedeutung von Abreu e Lima. Chávez hat die Bedeutung Brasiliens für unsere kontinentale Befreiung ebenso wie das Gedankengut und Werk von Abreu e Lima stets gewürdigt.

Manoel Bonfim war einer der ersten brasilianischen Denker und Lateinamerikanisten (7). Anfang der 60er Jahre waren San Thiago Dantas und Araújo Castro die Exponenten und ausführende der unabhängigen Außenpolitik der fortschrittlichen und demokratischen Regierungen von Joao Goulart, die durch den Militärputsch von 1964 gestürzt wurde.

Darcy Ribeiro, marxistisch und national (8) gebildeter Gesellschaftswissenschaftler, ist einer der hervorragendsten Denker zu den Fragen »Unseres Amerikas« (Nuestra América), ein leidenschaftlicher Lateinamerikanist (9).

Die großen Exponenten und Umsetzer der brasilianischen Außenpolitik seit 2003 waren Celso Amorim und Samuel Pinheiro Guimaraes, deren netscheidender Beitrag zur Integration weithin bekannt ist.

Der Gipfel von Bahía

Das Vorhaben, einen Verbund der lateinamerikanischen und karibischen Staaten zu schaffen, das, was CELAC heute ist, entstand auf den historischen gemeinsamen Treffen de Rio-Gruppe und auf dem 1. Gipfel Lateinamerikas und der Karibik zur Integration und Entwicklung, der CALC, die im Dezember 2008 in Costa de Sauípe, in Bahía, nordöstlichem Bundesstaat Brasiliens, stattfand. Es folgte ein weiteres Gipfeltreffen im Februar 2010 in Cancún, México, und anschließen die De-facto Schaffung der CELAC im Dezember 2011, in Caracas, Venezuela.

Wie heißt es bei Celso Amorim, unserem vormaligen Außen- und jetzigen Verteidigungsminister, der während der Präsidentschaft von Lula zusammen mit dem Botschafter Samuel Pinheiro Guimaraes im Außenministerium eine Vorreiterrolle einnahm: »Es war der Gipfel von Bahía, wo sich zum allerersten Mal in der Geschichte Lateinamerikas und der Karibik die karibischen und lateinamerikanischen Staaten eine eigene Initiative und unter Beteiligung von Kuba zusammensetzten – ohne dass die USA, Kanada oder irgendein europäisches Land beteiligt waren.« Auf dem Panamakongress war Großbritannien als Beobachter beteiligt gewesen.

Der Gipfel von Bahía ist ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg hin zum Bruch mit der – unter der Vorherrschaft der USA stehenden – Politik des »Panamerikanismus«.

Die CELAC entsteht als Synthese angesichts der aus dem Integrationsstreben für uns erwachsenden Herausforderungen und mit der Zielsetzung »der Vertiefung der kulturellen, sozialen, wirtschaftlichen und politischen Integration«, um so die nachhaltige Entwicklung auf Grundlage von Einheit, Demokratie und von »Solidarität, Zusammenarbeit, Komplementarität (10) und politische Koordinierung« voranzutreiben.

In jüngerer Vergangenheit gab es ein weiteres wichtiges Beispiel bedeutender Fortschritte der Integrationsprozesse. Beim parlamentarischen Staatsstreich in Paraguay, im letzten Jahr (11), schlug Präsidentin Dilma (12), sehr rasch und sehr mutig handelnd, den Ausschluss Paraguays aus dem MERCOSUR (13) und die sofortige Aufnahme Venezuelas vor.

MERCOSUR: von der Karibik bis nach Feuerland

Der MERCOSUR ist gerade dabei sich von der Karibik bis nach Feuerland zu erweitern, immer mehr mit den Mitgliedsländern von UNASUR und ALBA (14) zu interagieren und sich ihnen anzunähern. In den letzten Monaten hat Bolivien die Aufnahmeformalitäten für die Mitgliedschaft im MERCOSUR in Angriff genommen. Und auch Ecuador, Guyana und Surinam werden hier folgen. (15)

Wenn die Entscheidungsträger Washingtons die Konsequenzen des Staatsstreichs in Paraguay vorhergesehen hätten, hätten sie ihn wahrscheinlich unterbunden.

Die Rolle der politischen Parteien des Forums von Sao Paulo im Kampf für die kontinentale Integration

Dieser in unserem Kampf um die zweite, die wahrhafte Unabhängigkeit Lateinamerikas und der Karibik, grundlegende Schritte, wäre ohne das entscheidende handeln der fortschrittlichen Regierungen, ohne den offenbaren Willen unserer Völker und ohne das unermüdliche Wirken der politischen Organisationen und Parteien, die Mitglieder des Forums von Sao Paulo sind, nicht möglich gewesen.

Schon seit den 90er Jahren (des vergangenen Jahrhunderts – Anm. d.Ü.), also in der Phase des Widerstands gegen die neoliberale Hegemonie, der Geburtsstunde des heutigen Integrationsimpulses, spielen die politischen Parteien als Mitglieder des Forums von Sao Paulo eine Rolle. Bereits im ersten, aus dem Jahr 1990 stammenden Gründungsdokument des Forums von Sao Paulo wird die Verteidigung der Einheit und Integration der karibischen und lateinamerikanischen Völker und Staaten unterstrichen.

Mit den Veränderungen in der internationalen Arena und den sich mehrenden politischen und Wahlsiegen der fortschrittlichen und Linkskräfte Süd- und Lateinamerikas zeichnet sich eine noch nie gesehene politische Situation ab, die eine Neuorientierung und Wiederbelebung der Integrationsprozesse erlaubt.

Das Forum von Sao Paulo hat stets kulturelle, soziale, wirtschaftliche und politische Integration – die Integration in allen ihren Dimensionen – verteidigt. Wir haben in einem historisch kurzen Zeitraum, seit der Gründung des Forums von Sao Paulo, Großes errungen. Dabei sind die bereits seit 1990, den Gründungsjahr des Forums von Sao Paulo, geschaffenen theoretischen Arbeiten und die realisierten Aufgaben zur kontinentalen Integration hervorzuheben.

Die kontinentale Integration schreitet voran und der Imperialismus intensiviert die Gegenoffensive

Wenn es eine Gegenoffensive gib, bedeutet das, dass auch jemand in der Offensive, wenn auch nur in der taktischen Offensive, ist. Schließlich stehen wir nicht außerhalb dieser Welt, die sich insgesamt gesehen in einer strategischen Defensivhaltung befindet – Lateinamerika ist Teil dieser Welt. Und dies eben ist die Bedeutung der Integration Lateinamerikas und der Karibik.

Folgerichtig wird jede einzelne der Initiativen, wie z.b. CELAC, ALBA, UNASUR (16), MERCOSUR im Sinne zunehmender Differenzierung und wachsenden Widerstandes gegen die US-Politik, immer stärker, und das ist von großer strategischer und geopolitischer Bedeutung.

Strategische Ausrichtung: Verbund souveräner Staaten

So schreitet die kontinentale Integration immer weiter voran, auch mittels verschiedener ergänzender Mechanismen und Maßnahmen. Ihre strategische Ausrichtung ist der Verbund souveräner Staaten, der auch die jeweiligen national getragenen, mehrstaatlichen Projekte beinhaltet, die im Kontext der Systemkrise des Kapitalismus und eines im Umbruch befindlichen Weltmachtsystems stehen.

Die Interation schreitet auch im Bereich der Wirtschaft voran, vor allem als Antwort auf die Verschärfung der Systemkrise des Kapitalismus. Kürzlich gründete UNASUR den »Südamerikanischen Rat für Wirtschaft und Finanzen« und hat beschlossen die Einrichtung der »Bank des Südens« zu beschleunigen; zudem einen südamerikanischen Reservefonds einzurichten und bei regionalen Wirtschaftstransaktionen den US-Dollar durch lokale Währungen abzulösen. UNASUR fasste zudem den Beschluss, eine stärkere Koordinierung der wirtschaftspolitischen Entwicklungsvorhaben in angriff zu nehmen.

Der US-Imperialismus ist außerstande, die Integrationsprozesse Lateinamerikas, die heute ein grundlegendes Instrument für die Entwicklung in de Region sind, aufzuhalten. Er setzt darauf, die Länder, die an unseren auf Integration gerichteten Prozessen teilhaben, abzuspalten oder sie »einzufangen«.

Die jüngste Aktion des Imperialismus ist das Pazifikbündnis (17), das sind Mexiko, Kolumbien, Peru und Chile, und das könnte so etwas wie ein neuer »Teil«-ALCA ein, wie manche sagen, »Alquita« (18) werden.

Die Tendenz des Imperialismus zu Repression und zum Krieg ist unvermeidlich. Daher ist es von großer Wichtigkeit, dass wir an die Integration Lateinamerikas als ein langfristigen Prozess denken, der das Konzept einer gemeinsamen Verteidigung beinhalten muss, so, wie es bereits der »Panamakongress« eingangs des 19. Jahrhunderts vorwegnahm. Ein Anfang ist der »Südamerikanische Verteidigungsrat« (19) von UNASUR, der den Versuch darstellt, die Region in eine Friedenszone zu wandeln.

Ich denke, dass wir alle auf die Integration gerichteten Prozesse und ihr Zusammenfließen beschleunigen müssen. Den Schwierigkeiten und Unzulänglichkeiten dieser Prozesse müssen wir uns entschlossen stellen. Beschleunigung der Integration, aber: Auf welchem Kurs? Welcher Weg?

Die Herausforderung, eine antiimperialistische solidarische Integration zu erschaffen

Wie ist ein auf solidarische Integration zielendes Vorhaben für Lateinamerika und die Karibik in heutiger Zeit zu definieren? Für unsere Debatte ist es unumgänglich drei Schlüsselelemente hervorzuheben.

Drei Schlüsselelemente

Unserer Meinung nach ist der erste Aspekt, der eine solidarische Integration ausmacht, die nationale Souveränität im Zusammenspiel mit der kontinentalen Souveränität und dem Antiimperialismus. Unsere Integration muss der Verbund der Staaten und der souveränen nationalen Projekte in Form einer Konföderation sein. Dialektisch betrachtet: Die kontinentale Souveränität muss die nationale Souveränität stärken und darf nicht, wie in Europa, das genaue Gegenteil bewirken.

Es ist wichtig zu bedenken, dass das Ziel der lateinamerikanischen Einheit von seinen Ursprüngen her auf eine Konföderation und nicht auf eine Föderation zielt. Die Konföderation ist, oder kann auch eine Assoziation souveräner Staaten sein, währendem in einer Föderation die Souveränität auf den föderalen Staat übertragen wird.

Die europäische Erfahrung und ihre gegenwärtigen Schwierigkeiten sind uns Lehren. Die Europäische Union hat die Länder »an der Peripherie« grundlegender Souveränitätsinstrumente ihrer nationalen Entwicklung beraubt und die Ungleichheit innerhalb des Blocks im Rahmen einer kapitalistisch-imperialistischen Integration föderalen Charakters bei gleichzeitiger militaristischer neoliberaler Politik verstärkt.

In diesen Sinne ist es besser, uns an unseren Vordenkern der ersten Unabhängigkeit zu orientieren, die die Konföderation verteidigten; das ist besser, als Integrationsmodelle von außerhalb des Kontinents zu kopieren, wie das aus Europa, das durch die Interessen der Monopole der »zentralen« Länder bestimmt wird und sowohl die Währungs- als auch die Wirtschaftsunion vorwegnahm und wo sich im Besonderen die Länder der »Peripherie« heute mit einer tiefen Krise konfrontiert sehen

Die Grundregel lautet, dass wir alles tun müssen, um absolut nichts von der Europäischen Union zu kopieren, der EU, die nicht mehr ist, als ein auf der Macht der Monopole und nicht auf der Macht des Volkes beruhendes Modell.

Zweitens: Bekämpfung von Asymmetrien und die Beförderung von Solidarität

Das zweite Element, das unserer Einschätzung nach die solidarische Integration ausmacht, ist die Bekämpfung von Asymmetrien und die Beförderung von Solidarität, sind Zusammenarbeit und Kooperation innerhalb der Region, und es ist auch durch sich gegenseitig ergänzende Bereiche innerhalb der Region 820) gekennzeichnet.

Die regionale Entwicklung erfordert Planung. Sie muss vorrangig durch die Interessen der Völker bestimmt sein und die wirtschaftliche mit der sozialen Entwicklung und der Umwelt ins Gleichgewicht bringen; sie muss die regionalen und sozialen Ungleichheiten bekämpfen, um die Lebensqualität der Völker zu verbessern und eine »interregionale« Polarisierung zwischen »zentralen« Ländern und Ländern »an der Peripherie« zu vermeiden.

Es ist erforderlich, produktive interregionale Investitionen zu fördern, dies allerdings gesetzgeberisch reguliert und bei Kontrolle der Monopole, und das muss bereits heute, in der jetzigen Entwicklungsphase, geschehen. Hier schließe ich zum Beispiel auch die Transnationalen Brasiliens mit ein.

Wie der vormalige Präsident Brasiliens, Lula, in seiner Rede auf dem Treffen des Forums von Sao Paulo im Mai 2011 in Managua hervorhob, »... ist die Integration die einzige Möglichkeit für unsere Staaten, die Jahrhundertprobleme unserer Völker zu lösen«. (21)

Drittens: Die Vertiefung der solidarischen Integration kann den Weg zum Übergang der Länder zum Sozialismus öffnen.

Und drittens definiert sich unserer Meinung nach ein Vorhaben solidarischer Integration strategisch durch den eingeschlagenen richtungsweisenden Weg. Die Vertiefung der solidarischen Integration kann den Weg zum Übergang der Länder unserer Region zum Sozialismus öffnen.

Sozialistische Orientierung auf kontinentale Integration

Der Kapitalismus bringt eine Struktur- und Systemkrise mit sich, die innerhalb des kapitalistischen Systems selbst wieder eine vollendete Lösung noch eine für die Nationen, die Werktätigen und oder auch die Völker günstige Lösungen finden wird.

Auf lange Sicht gesehen muss die Orientierung auf die sozialistische Strategie Bestandteil aller nationalen und Basisprojekte sein, die in Lateinamerika und der Karibik umgesetzt werden und ebenso auch Bestandteil unseres Vorhaben der kontinentalen Integration. Die solidarische Integration kann nur dann umfassend erreicht werden, wenn sie in jedem Land und in kontinentalem Maßstab grundlegender Bestandteil des Kampfes für den Sozialismus ist.

Im Grundsatzdokument des 16. Treffens des Forums von Sao Paulo, das 2010 in Buenos Aires stattfand, heißt es zudem, dass es notwendig ist, »von der gegenwärtigen Situation, in welcher wir dabei sind, das Leben der Bevölkerung innerhalb der Grenzen des Kapitalismus zu verbessern, müssen wir zu einer neuen Qualität« gelangen, »wo wir dann das Leben der Bevölkerung in einer Phase des Übergangs zum Sozialismus verbessern können.« (22) Dafür müssen wir die verschiedenen nationalen Strategien mit einer kontinentalen Integrationsstrategie verbinden. Und deshalb hat der Integrationsprozess Lateinamerikas und der Karibik strategische Bedeutung erlangt.

Wir stimmen mit dem Führer der »Frente Amplio« und der Kommunistischen Partei Uruguays (23), Rodney Arismendi (24), in seiner Aussage hinsichtlich der Zukunft unserer Völker, überein, als er sagte, »dass alle lateinamerikanischen Länder geschichtlich betrachtet und trotz verschiedener Nuancen und mit unterschiedlicher Geschwindigkeit in einem einzigen Prozess zusammenfließen, der letztlich das Ziel verfolgt, Lateinamerika zu einem integrierten, solidarischen und sozialistischen Kontinent zu machen«.

Anmerkungen:

1) eigene Übersetzung (mangels deutscher Quelle)

2) Spanisch: »Comunidad de Estaados Latinoamericanos y Caribeños« – Gemeinschaft der Lateinamerikanischern und Karibischen Staaten

3) In etwa »gastgebender Kongress« (Anm. d.Ü.)

4) Spanisch: »Tratado de la Unión, de la Liga y de la Confederación Perpétua«

5) Dary Ribeiro

6) Lateinamerikanisitik ist immer als Geisteshaltung und hier auch notwendig als die entsprechende wissenschaftliche Analyse und praktische politische Arbeit zu verstehen (Anm. d.Ü.)

7) auch hier, wie in Fußnote 6, Lateinamerkanistisk stets im Sinne von lateinamerikanischem Denken und Handelns immer mit Sicht auf die einheit des gesamten Kontinents Lateinamerika (einschließlich der Karibik) (anm. d.Ü.)

8) »national« in sinne der Erlangung der nationalen Emanzipation Brasiliens bzw. der lateinamerikanischen Länder als dem gesetzten ziel (Anm. d.Ü.)

9) Auch hier, wie Fußnoten 5 und 14: Lateinamerikanistik ist immr als Geisteshaltung und hier auch notwendig als die entsprechende wissenschaftliche Analyse und praktische politische Arbeit zu verstehen (Anm. d.Ü.)

10) im spanischen Original »complementaiedad«, d.h. Auf gegenseitige Ergänzung für eine allumfassende Entwicklung gerichtet (Anm. d.Ü.)

11) 2001

12) Dilema Roussef, Präsidentin Brasiliens seit dem 1. Januar 2011

13) MERCOSUR - »Mercado Común del Sur« (span.) - »Gemeinsamer Markt des Südens«

14) ALBA - »Alternativa Bolivariana para Nuestra America« (span.) - »Bolivarianische Alternative für Unser Amerika«

15) Bolivien, seit 1997 assoziierter Staat, und Ecuador, seit 2007 assoziierter Staat, stellte Antrag auf Vollmitgliedschaft

16) UNASUR - »Unión de Naciones Suramericanas« - »Union Südamerikanischer Nationen«

17) »Alianza del Pacifico«

18) »Alquita« - ALCAlein oder auch kleiner ALCA (Anm. d.Ü.)

19) Spanisch - »Consejo de Defensa Suramericano«

20) im vorliegenden spanischen Originaltext: »... complementariedad dentro de la región ...« (Anm. d.Ü.)

21) im vorliegenden spanischen Originaltext: »la integración es la única oportunidad a nuestros países para resolver los problemas secualres de nuestro pueblos«

22) im vorliegenden spanischen Originaltext: »de la situación actual, es la cual estamos mejorando la vida del pueblo, en los marcos del capitalismo, para unanueva situación en la que podamos mejorar la vida del pueblo, en los marcos de una transición socialista. Para ello, debemos combiar las diferentes estrategias nacionales con una estrategia integrcionista continental. Por todo ello, el proceso integracionista de América Latina y Caribe ha adquirido una importancia estratégica.«

23) »Partido Comunista de Uruguay«

24) Rodney Arismendi (geboren am 21. März 1913 in Río Branco, uruguay; gestorben am 27. Dezember 1989 in Montevideo, Uruguay) – Politiker und marxistischer Theoretiker


Marxistische Blätter (Übersetzung: Tobias Kriele)

Marxistische Blätter, 2-2014