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Nachrichten aus und über Kuba

Nachrichten, Berichte, Reportagen zu aktuellen Entwicklungen, Hintergründen und Ereignissen in Kuba, internationale Beziehungen und der Solidarität mit Kuba.


"Ich gebe nicht auf !"

Solidaritätsveranstaltung mit Adriana Pérez bei der IG Metall.

Etwa achtzig Menschen kamen am 3. Oktober in das Bildungszentrum der IG Metall in Sprockhövel, um Adriana Pérez zu treffen, Ehefrau von Gerardo Hernández, der in den USA im Dezember 2001 zu zwei Mal lebenslänglicher Haft plus fünfzehn Jahre verurteilt wurde. Sie ist die einzige der nahen Angehörigen, die kein einziges Mal zu einem der Fünf vorgelassen wurde.

Adriana schilderte den anwesenden Seminarteilnehmer/innen, viele davon Betriebsräte, in eindringlichen Worten den antiterroristischen Einsatz der Kubaner, die sich in den Neunziger Jahren in die antikubanische Mafia, vor allem in Miami, eingeschleust hatten. Nach ihrer Verhaftung waren sie zunächst siebzehn Monate in Einzelhaft gekommen. Die starke Frau, deren "Kinderwunsch genauso zerstört wurde wie ein Teil meiner Jugend, meine Ehe und mein Beruf", legte einen Schwerpunkt ihrer Rede auf die juristischen Tricksereien der US-Regierung: "Sie haben von Verschwörung zur Spionage geredet – das zeigt, dass sie keine Beweise für konkrete Taten hatten." Adriana führte dagegen Beispiele von durch die Aufklärer verhinderten Attentaten an, wie eines, das gegen eine in Havanna gelegene Raffinerie geplant war. "Stellen Sie sich vor, was ein solches Attentat auf eine Ölraffinerie mitten in einer Großstadt bedeutet hätte!" Was die Männer angeht, so hätten sie ihre Berufe (u.a. Ingenieur, Wirtschaftswissenschaftler, diplomatischer Dienst) aufgegeben um sich selbst in den Dienst der Verteidigung der Revolution zu stellen. "Mit Recht sind sie Helden des kubanischen Volkes", sagte Adriana Pérez. Auch, weil sie nach ihrer Entdeckung zunächst von der Staatsanwaltschaft bestochen worden waren – für eine Aussage gegen Kuba wären sie heute freie Männer. Aber diese fünf, darunter Gerardo Hernández, der die mit Abstand höchste Strafe abzusitzen hat, blieben standhaft. Einer, René González, ist seit April 2013 wieder auf Kuba; der nächste, der seine Freiheit wiederbekommen müsste, ist Fernando González.

Die Chancen ihren Mann je wiederzusehen sind rein politischer Natur, denn juristisch sind die Wege weitgehend verschlossen. Allerdings sind zwei neue Beweisanträge vorgebracht worden, die sich auf neuere Erkenntnisse stützen: zum einen die bewiesene Tatsache, dass die US-Regierung Journalisten dafür bezahlt hatte, während des Prozesses in Miami für ein den Angeklagten feindliches Umfeld zu sorgen - zum anderen ist durch WikiLeaks-Enthüllungen herausgekommen, dass die Verteidigung abgehört worden war. Ob das im freiesten Land der Welt zu einer Neuauflage des Verfahrens führen wird, kommt auf mögliche interne Verhandlungen zwischen beiden Regierungen an. Da sich die USA auf eine angebliche Unabhängigkeit ihrer Justiz berufen müssen, können sie die in ihren Gefängnissen verbliebenen vier Kubaner nur über das Eingeständnis von Verfahrensfehlern und eine Neubewertung des Falles freilassen – oder durch eine Entscheidung von Präsident Obama. Auf diesen müsse Druck aufgebaut werden, so Adriana Pérez. „Ich gebe nicht auf – Gerardo soll nicht im Gefängnis sterben!“

Die anwesenden Metallgewerkschafter/innen zeigten sich teils schockiert von dem Fall, der für viele völlig neu war. "Die IG Metall hat ein großes Interesse an dem Fall der Miami 5 und daran, dass die Blockade gegen Kuba beendet wird", sagte Thomas Birg, Referent am Bildungszentrum. Den Fall in die Gewerkschaften zu tragen, war das Anliegen derjenigen, die die einwöchige Rundreise organisiert hatten, die Adriana auch nach Berlin und Frankfurt führte: Petra Wegener war unermüdliche Organisatorin, Begleiterin und Übersetzerin Adrianas, und Tobias Kriele führte gekonnt in die Veranstaltung ein, sodass zunächst einmal Grundkenntnisse über die Angriffe auf Kubas Revolution bestanden.

Immer frische Info über die Sache der fünf Kubaner auf: www.miami5.de

Unsere Zeit


Unsere Zeit, 11.10.2013