Lateinamerika im Klassenkampf

Solidarität mit dem sozialistischen Kuba

Am Sonnabend, dem 15. Februar, platzte die Ladengalerie der Tageszeitung "junge Welt" aus allen Nähten: Über 150 Menschen waren zur Kubasolidaritätsveranstaltung gekommen – und dies nach relativ kurzer Vorankündigung nur mit den Hinweis auf aktuelle konterrevolutionäre Aktivitäten in Berlin. Das zeigt: Kubas Freunde sind da, wenn es um die Verteidigung Kubas geht.

jW-Geschäftsführer Dietmar Koschmieder erklärte in seiner Begrüßung, dass man sich kurzfristig für diese Veranstaltung entschieden habe, da zur selben Stunde in Berlin eine Contra-Veranstaltung mit Exil-Kubanern aus Miami stattfinde. Dagegen gelte es die Internationale Solidarität zu setzen – dafür stehe die Zeitung "junge Welt".

Der Botschafter der sozialistischen Republik Kuba, Ramón Ripoll Díaz, erläuterte in seinem Grußwort, dass jener Exil-Kubaner mit Kuba in Zwist geraten sei wegen einer Ausreise nach Bolivien, angeblich zur Che-Gedenkstätte. Nun könne er dort hin, allerdings die Gedenkstätte nicht mehr besuchen, da seine Putschistenfreunde in Bolivien diese geschlossen hätten.

Zudem erinnerte er daran, dass auch ein deutsches Schiff in die USA Handels-, Wirtschafts- und Finanzblockade gegen Kuba involviert gewesen sei, indem es sich zuerst geweigert hätte, Gas von den Bahamas in Kuba zu löschen.

Um die Auswirkungen der US-Blockade gegen Kuba ging es auch in der Talkrunde zwischen Frederic Schnatterer, Auslandsredakteur der jW, und dem Journalisten und Kubakenner Volker Hermsdorf.

Frederic Schnatterer und Volker Hermsdorf

Frederic Schnatterer und Volker Hermsdorf
Foto: Marion Leonhardt


Lateinamerika befinde sich im Klassenkampf – was den Menschen dort bewusst sei, Europäern eher weniger. Unter den Sanktionen litte das kubanische Volk. So seien zur Zeit etwa eine Million Haushalte ohne Propangas und könnten daher nicht kochen oder Badewasser erhitzen. Im Oktober habe es noch Schlangen vor den Tankstellen gegeben, oft um nach Stunden festzustellen, dass das Benzin schon wieder ausverkauft sei. Die Energieknappheit habe auch zur Folge, dass in erster Linie verderbliche Güter transportiert würden. In den Läden fehle es dann an haltbaren Gütern wie Toilettenpapier. Perfiderweise würde dies dann von den Kubafeinden und auch der bürgerlichen Presse im Westen als Beweis dafür genommen, dass der Sozialismus nicht für die Bedürfnisse sorgen könne, wohlwissend dass die Blockade Schuld ist.


Wie reagieren die Kubaner auf die angespannte Versorgungslage? Sie improvisieren, bewahren ihre Würde und gehen die Probleme solidarisch an. Aber natürlich ist das nicht lustig, sind die Menschen besorgt, sind sich des Ernstes der Lage bewusst. Denn das kubanische Volk ist ein gebildetes, humanistisches Volk.

Natürlich gibt es auch Leute, die die Lage ausnutzen wollen. So verlangten einige private Taxifahrer während der Energieknappheit plötzlich den doppelten Preis. Wie reagierte die Regierung? Zum einen setzte sie verstärkt Kleinbusse ein, die für den regulären Preis von fünf Peso fuhren, und zum anderen veröffentlichten sie eine Telefonnummer, unter der man sich über überhöhte, irreguläre Preise beschweren konnte. Taxifahrer, die über den Höchstpreis von zehn Peso hinaus Geld verlangt hatten, verloren – wie es in jedem anderen Land der Welt auch der Fall gewesen wäre – ihre Konzession. Daraus machten dann bürgerliche Journalisten im Westen flugs einen Taxifahrerstreik. Die Strategie ist klar: Aus Opfern werden Täter gemacht und Täter zu Opfern.

Die beiden Musiker Nicolás Miquea und Tobias Thiele waren im Januar in Kuba. Spannend berichteten sie von ihrer Tour durch Kuba und ihrer Teilnahme an einem Musikfestival. So berichteten sie von der Einzigartigkeit dieses Festivals, wobei die meisten Konzerte umsonst gewesen seien. Musiker aus ganz Kuba hätten sich getroffen und sich bis spät in die Nacht ihre neuen Kreationen vorgespielt. Ebenso sorgten die beiden Künstler für musikalische Beiträge – mit Haltung, versteht sich. Das Publikum war begeistert und dankte es mit vielfacher Forderung nach Zugaben.

CUBA LIBRE Marion Leonhardt

CUBA LIBRE 2-2020