"Wo der Himmel aufgeht"

Filmpremiere in Hamburg

Bar des Hotel Velasco

Esther Bejarano (sitzend) und Tobias Kriele (2.v.r.) bei der Filmpremiere in Hamburg
Foto: FG BRD-Kuba

Am 17. Juni feierte der Film "Wo der Himmel aufgeht" von Tobias Kriele in Hamburg Premiere. Mit dabei war auch die Protagonistin des Films, Esther Bejarano. Die 94-jährige Holocaustüberlebende zog ein großes Publikum an, der Saal des "Politbüros" war komplett gefüllt. Unter den Gästen befand sich auch die dritte Sekretärin der Kubanischen Botschaft, Lisset González López mit ihrem Mann Rolando Alfonso Bravo. Der Film dokumentiert die Konzertreise von Esther Bejarano mit Microphone Mafia in Kuba, die auf Einladung des Kubanischen Musikinstituts im Januar 2017 stattfand. Veranstalter und Mitwirkende waren sichtlich zufrieden mit der Premiere, das Publikum ließ sich von den Emotionen des Films vollkommen mitreißen. Es wurde mitgelacht, geweint und mitgesungen. Filmemacher Tobias Kriele zeigte sich nach der Premiere erleichtert und überrascht, bereits so viele Anfragen aus verschiedenen Städten für gemeinsame Filmvorführungen erhalten zu haben.

Aber das Thema des Films zieht natürlich. Aktueller denn je, beschäftigt sich die Dokumentation mit Antisemitismus, Religionsfreiheit, Antifaschismus und Sozialismus. Wie im Film zu erfahren ist, wollte Esther Bejarano schon immer mal nach Kuba, um sich davon zu überzeugen, dass es noch einen Sozialismus gibt. Sie sei nämlich nicht nur glühende Antifaschistin, sondern auch Sozialistin. Außerdem wollte Esther Bejarano herausfinden, wie frei die jüdische Gemeinde in Kuba lebt, ob es Antisemitismus gibt und wie die jüdische Gemeinde zu Israel steht. Der zweite Vorsitzende der jüdischen Gemeinde in Kuba, David Prinstein, erklärt im Filminterview, dass rund 1200 Juden in Kuba leben. Die Synagoge sei für jeden geöffnet, es gäbe keine Schutzmaßnahmen, da Juden in Kuba in Freiheit und Sicherheit leben. Er betont, dass durch den Faschismus nicht nur Juden gelitten hätten, sondern beispielsweise auch Homosexuelle und Sinti und Roma. In Kuba würden sich alle Religionen frei entwickeln und gelebt werden können, ist er sich sicher.

Esther Bejarano bestätigt das. In Kuba gäbe es keinen Antisemitismus. Was die jüdische Gemeinde in Kuba zu Israel denkt, finden wir leider nicht heraus. Hier Stellung zu beziehen, muss sehr schwierig für Juden in Kuba sein, ist Israel doch das einzige Land, das neben den USA jährlich bei der UN-Abstimmung zur Blockade für diese stimmt. Esther Bejarano dagegen findet aber eindeutige Worte zu Israel. Es handle sich um ein kompliziertes Thema, aber sie sei gegen die Politik Israels und könne es nicht ertragen, dass ihr Volk ein anderes diskriminiere. Mit dieser Denkweise ist sie in Kuba genau richtig. Kuba kämpft nicht nur seit Jahrhunderten gegen die Unterdrückung der eigenen Bevölkerung durch ausländische Mächte. Seit dem Triumph der Revolution unterstützt Kuba auch andere Länder im Kampf für die Freiheit der Völker!

Der Film schafft es, zwei auf den ersten Blick, völlig unterschiedliche Themenblöcke miteinander zu verknüpfen. Doch auf den zweiten Blick haben Kuba und Sozialismus sehr viel mit Religionsfreiheit und Antifaschismus zu tun. Der Film bietet daher eine hervorragende Grundlage für spannende Diskussionen zu einer komplexen Thematik. Und er gibt Hoffnung. Er zeigt, wie Kuba mit positivem Beispiel vorangeht und dass es immer noch Menschen gibt, die bis zuletzt für eine bessere Welt kämpfen. Wie Esther Bejarano im Film klarstellt: "Ich glaube immer an eine bessere Welt".

CUBA LIBRE Stephanie Remus

CUBA LIBRE 4-2018