editorial

Die Umsetzung der lineamientos in Kuba ist sicherlich auch eine längere Reise, die mit viel Hoffnung verbunden ist. Doch im Gegensatz zu den oben inkriminierten Lobpreisungen des Weges, hat der Prozess in Kuba in klares Ziel: Die Aktualisierung des Sozialismus.

»It is better to travel hopefully than to arrive« lautet ein japanisches Sprichwort. Diese Preisung des hoffnungsfrohen Reisens und die damit verbundene Warnung vorm Ankommen wertete Paul Watzlawick (österreichischer Philosoph und Psychotherapeut) in seinem gleichlautenden Buch als »Anleitung zum Unglücklichsein «. Und Eduard Bernstein hat mit seiner den Revisionismus begründenden Maxime »Der Weg ist alles, das Ziel ist nichts«, wohl aus Sicht nicht weniger genau jenes Unglück über die sozialistische Bewegung gebracht.

Die Umsetzung der lineamientos in Kuba ist sicherlich auch eine längere Reise, die mit viel Hoffnung verbunden ist. Doch im Gegensatz zu den oben inkriminierten Lobpreisungen des Weges, hat der Prozess in Kuba in klares Ziel: Die Aktualisierung des Sozialismus. Gerade weil das Ziel, die Stärkung des Sozialismus, im Zentrum steht, geht man mit der entsprechenden Vor- und Umsicht vor: »Mit Bedacht, aber ohne Pause« ist das Credo des Prozesses. Das erfordert, alle Maßnahmen – und auch die daraus resultierenden Folgen – sorgsam abzuwägen, bevor man sie trifft. Gleichzeitig ist aber beharrlich an den gestellten Aufgaben zu arbeiten. Und genau das passiert in Kuba.

Watzlawick hätte es wohl gemäß seiner Analyse als Anleitung zum Glücklichsein beschreiben müssen. Zumindest würde ihm das Ankommen-Wollen Respekt abnötigt haben. Wer konkrete Schritte macht und seine Ziele erreicht, hat wichtige Gradmesser für Erfolg und Selbstachtung. Oder ist einfach nur revolutionär – wie Marxisten sagen würden.

Kuba hat sich also auf den Weg gemacht zu einem klaren Ziel. Die rote Insel beweist täglich, dass der Kapitalismus weder überlegen noch das Ende der Geschichte ist.

Das führt natürlich in der Bundesrepublik nicht nur bei rechten Organisationen wie der IGFM zu reflexhaftem Geifern. Auch ehemals linke oder sich links Dünkende, die in der kapitalistischen Gesellschaft ankommen wollen – wie etwa einige grüne Menschenrechtsbellizisten – möchten da nicht abseits stehen. Wenn man auch mit der Menschenrechtsfrage im Falle Kubas wohl nicht wie im Fall Jugoslawiens propagandistisch einen Krieg vorbereiten kann, so reicht es doch alle mal, um Stimmung zu machen. Sozusagen als Vorbereitung der turnusmäßig bevorstehenden Überprüfung Kubas durch die UN-Menschrechtskommission im Frühjahr nächsten Jahres. Oder um Spaniens Vorstoß zu torpedieren, den Gemeinsamen Standpunkt der EU, der normale Beziehungen verhindert, aufzuweichen.

Hierbei gibt es kräftige Unterstützung in der deutschen Medienlandschaft. Wobei das auf den Boulevard ebenso zutrifft wie auf sogenannten Qualitätsjournalismus. Auch dort scheint den Journalisten und Redakteuren mit dem Berufsethos die Fähigkeit zur Recherche und Faktentreue abhanden gekommen zu sein.

Da prostituiert sich sogar z. B. eine als seriös geltende Kultursendung auf 3SAT mit Dieter Moor und lässt einen FAZ-Journalisten Geschichtsklitterung in Sachen Kuba betreiben. Historische Fakten, wie die Tatsache, dass erst die Revolution Kuba davon befreit hat, Bordell der USA zu sein, werden ins Gegenteil verkehrt.
Dem gilt es etwas entgegenzusetzen.

Logo CUBA LIBRE Marion Leonhardt

CUBA LIBRE 1-2013