"Revolution heißt ändern, was zu ändern ist" - Fidel Castro

Unter dieses Motto könnte man die Ausführungen von Vivian Delgado Fernández, Leiterin der Außenstelle Bonn der Kubanischen Botschaft und ihres Kollegen Giraldo Abreu stellen.

Die beiden erläuterten am 4. Dezember im Allerweltshaus in Köln-Ehrenfeld die im April auf dem Kongress der Kommunistischen Partei Kubas verabschiedeten Richtlinien der Sozial- und Wirtschaftspolitik für die nächsten Jahre.

Kuba-Veranstaltung im Allerweltshaus, Köln Ehrenfeld Damit folgten sie der Einladung der Kölner Regionalgruppe der Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba, welche auf dem Podium von Ingrid Hunold und Horst Smok vertreten wurde. Gekommen waren etwa vierzig interessierte und - wie die anschließende Diskussion zeigte - gut informierte Zuhörerinnen und Zuhörer.

Im ersten Teil der Veranstaltung erklärte Frau Delgado Fernandéz den Ablauf der Entwicklung der Richtlinien über die breite Diskussion derselben in der gesamten Bevölkerung bis zur abschließenden Verabschiedung. Dabei war es der Bevölkerung möglich, Veränderungsvorschläge einzureichen. Diese Diskussion hatte zur Folge, dass viele Leitlinien modifiziert und Neue eingefügt wurden. Gerade über diese Vorgänge konnte Delgado Fernandez detailliert berichten, da dies ihr Aufgabenbereich bis vor fünf Monaten in Kuba war.

Zusammengefasst zielen die neuen Leitlinien vor allem auf eine Effizienzsteigerung der kubanischen Volkswirtschaft ab;

diese haben die seit mehr als 50 Jahre über Kuba verfügte US-Blockade, aber auch die globale Wirtschaftskrise sowie Naturkatastrophen schwer beeinträchtigt. Demzufolge müssen verschiedene Maßnahmen getroffen werden, um die Produktivität der kubanischen Wirtschaft zu steigern. So ist es ein Ziel, dass sich Staatsunternehmen künftig selbst finanzieren können, damit die exzessiven Subventionen reduziert werden und sie ihrer Verantwortung gegenüber dem Staat gerecht werden.

Dieser Produktivitätssteigerung werden allerdings viele Arbeitsplätze zum Opfer fallen. Ausgleichend sollen Kredite und andere Förderungen verschiedener Formen der nicht staatlichen Wirtschaft bereitgestellt werden.Neben staatlichen Unternehmen soll es zwar andere Arten der nicht staatlichen Bewirtschaftung und verstärkt ausländische Investitionen geben. Die Anhäufung von Eigentum durch juristische oder natürliche Personen soll jedoch nicht erlaubt werden. Entsprechend wird ein angepasstes Steuersystem eingeführt. Eine der Maßnahmen, die schon in Kraft gesetzt wurden, ist die Erlaubnis zum Kauf und Verkauf von Häusern und PKWs, womit einem häufig geäußerten Wunsch aus der Bevölkerung entsprochen wurde.

Gleichzeitig soll die Abhängigkeit vom Import reduziert werden und die Exportrate steigen. Da ein großer Teil der Einfuhren Lebensmittel sind, muss der landwirtschaftliche Sektor stärker aktiviert werden. Entsprechende Programme werden teilweise bereits umgesetzt. Frau Delgado Fernandéz betonte in ihrem Vortrag, dass das in Kuba praktizierte Wirtschaftsmodell weiterhin planwirtschaftlichen Charakter haben wird. Nicht gefährdet sind die Errungenschaften auf den Gebieten Gesundheit, Bildung und Kultur sowie die von Kuba ausgeübte umfangreiche praktische internationale Solidarität; so werde Kuba auch weiterhin Menschen aus Entwicklungsländern medizinisch ausbilden und eigene Ärzte in Krisengebiete entsenden. Man habe jedoch erkannt, dass auch dieser Bereich effizienter organisiert werden könne.

Dem informativen Vortrag folgte eine angeregte Diskussion. Einige offene Fragen konnten hier noch beantwortet werden.

Abschließend folgte die Aufführung des Films "Zucker und Salz" von Tobias Kriele und Martin Broschwitz über vier ältere Damen in Havanna, die sich in der Zeit des Sieges der Revolution kennen lernten und in der gemeinsamen Arbeit in der Alphabetisierungskampagne eine Freundschaft entwickelten, die bis heute anhält. Somit spiegelt die Geschichte dieser Freundschaft gewissermaßen die Entwicklung Kubas der letzten 53 Jahre wider. Obwohl mittlerweile vielen bekannt, ruft der Film doch immer wieder Begeisterung und Respektsbekundungen für die Protagonistinnen wie für die Macher hervor.

Vielleicht lässt es sich kaum besser ausdrücken als mit der Bemerkung eines aus dem Kongo stammenden Veranstaltungsbesuchers, der unter dem Applaus aller Anwesenden sagte, Kuba könne uns einiges erklären; Kuba habe sich jedoch für nichts zu rechtfertigen.

Logo CUBA LIBRE Daniel Kriele

CUBA LIBRE 1-2012