José Martí Brigade 2010

José Martí Brigade 2010 In diesem Jahr nahmen zehn Brigadista aus der Bundesrepublik Deutschland an der europäischen Brigade im Juli teil. Eine bunt gemischte Gruppe zwischen 16 und 65 Jahren, jeweils fünf Compañeras und Compañeros.

Nach den ereignisreichen drei Wochen auf Cuba, noch vor dem Rückflug, führte unser Redaktionsmitglied Marianne, die ebenfalls teilgenommen hatte, ein Interview mit einigen der Brigadista.


Welches war eure Motivation, an der José Martí Brigade teilzunehmen, und nicht an einer rein touristischen Reise?

Simon (19): Einerseits die Errungenschaften des cubanischen Sozialismus kenne zu lernen und aktiv zu unterstützen und mich andererseits mit Menschen aus der Cuba-Solidarität aus anderen Ländern auszutauschen, Erfahrungen für die politische Arbeit in Deutschland zu sammeln.

Juliane (48): Ich war 1988 schon einmal mit den Falken vier Wochen in Santa Clara, konnte es aber aus familiären Gründen bisher nie machen. Letztes Jahr habe ich im Internet recherchiert und bin auf die Brigade José Martí gestoßen. Da die Falken keine Cubareisen mehr anbieten, ist das für mich die einzige Art, wie ich Cuba kennen lernen wollte. Nicht als Touri, sondern sich mit den Cubanern und Cubanerinnen solidarisch zeigen durch Arbeit in der Landwirtschaft – und Dinge gezeigt bekommen, die den Menschen auf Cuba wichtig sind.

Roger (22): Da ich einige Bücher und Informationen über Cuba, das Land und die Menschen gelesen hatte, welche nicht immer positiver Natur waren, entschied ich mich, Cuba zu besuchen. Ich dachte, die beste Möglichkeit das Land zu sehen und mit den Menschen ins Gespräch zu kommen kann nicht ein Aufenthalt in einem Hotel oder Apartment (in Havanna) sein. Ich informierte mich und fand die Brigade José Martí, die mir in ihrer Mischung aus freiwilligen Arbeitseinsätzen und einem politisch und kulturell sehr gutem Programm sofort gefiel.
Und ich bin froh, dass ich dadurch einen kleinen, bescheidenen Beitrag der Solidarität für das cubanischen Volk und die cubanische Revolution leisten konnte.

Was hat euch am besten gefallen?

Juliane: Die Herzlichkeit und die Offenheit der Cubanerinnen und Cubaner und ihr Interesse daran, uns möglichst umfassend und offen unsere Fragen zu beantworten, sich mit uns auszutauschen. Ich bin sehr beeindruckt von der Mühe, die die cubanische Delegation sich mit uns gegeben hat! Auch die Feldarbeit hat mir gut gefallen.

Simone (22): Die offenheit und Herzlichkeit der Menschen in Cuba, ich habe mich sofort heimisch gefühlt.

Roger: Mir geht es genauso wie euch. Der Besuch der CDRs (Basisorganisationen in den Wohnvierteln. M.S.) in Santi Spiritus war für mich eine der interessantesten Erfahrungen. Die BewohnerInnen dort haben uns mit einer großen Herzlichkeit und Selbstverständlichkeit empfangen, die man Deutschland nur in sehr wenigen Fällen entgegengebracht bekäme. Die Kinder ohne Scheu vor Fremden, die Erwachsenen, die uns eindringlich, aber nicht aufdringlich, zum Tanzen aufforderte.

Was waren die interessantesten Erlebnisse?

Simon: Das Treffen mit Veteranen aus der Schlacht von Fomentos, die über ihre Erlebnisse im Guerillakampf, ihre Motivation und Erfahrungen mit Che Guevara berichtet haben. Sehr beeindruckend.

Juliane: Ja, das Treffen mit den Mitkämpfern des Che war beeindruckend. Aber auch die Infoveranstaltung über das cubanische Wahlsystem, nebst vielen Gesprächen mit Yulien und David aus der cubanischen Delegation fand ich sehr aufschlussreich.

Tabea (20): Für mich war es das Treffen mit den CDR und das anschließende Strassenfest. Dort hatte ich zum ersten mal das Gefühl, der cubanischen Realität nahe gekommen zu sein, da man sich ungezwungen und sehr ehrlich mit den dort lebenden Cubanerinnen und Cubanern unterhalten konnte.

Was hat Anlass zum Nachdenken gegeben?

Juliane: Dass trotz aller Kritik oder Missstände sehr liebevoll und mit unheimlich viel Respekt von Fidel, Che und Raúl gesprochen! So als wären sie sehr geachtete und geliebte Familienmitglieder.

Tabea: Dass anscheinend viel Propaganda nötig ist, um den Sozialismus in der Bevölkerung aufrecht zu halten.

Welche Rolle spielen Brigaden eurer Meinung nach für die Solidarität mit Cuba?

Simon: Abgesehen von der praktischen Solidarität während der Arbeitseinsätze, die meiner Meinung nach einen eher symbolischen Charakter haben, vermitteln die Brigaden einen tiefen Eindruck von der cubanischen Realität und den Errungenschaften des Sozialismus.
Diese Bild wird von den Brigadista in ihren Heimatländern verbreitet und bietet so eine Alternative zu der dort vorherrschenden Propaganda gegen Cuba.

Was bedeutet euch selbst in der Zukunft Cuba-Solidarität?

Simon: Ich habe jetzt eine bessere Argumentationsgrundlage gegen die bürgerliche Medienkampagne der Lügen und Desinformation in Bezug auf Cuba. Ansonsten bedeutet es für mich, Beteiligung an Solidaritätsaktionen aller Art.

Tabea: Mit einem praktischen Hintergrund glaubwürdig gegen die allgegenwärtigen Vorurteile argumentieren zu können.

Marianne: Ich danke euch für dieses Interview und für drei wunderbare, erlebnisreiche, gemeinsame Wochen auf Cuba.


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CUBA LIBRE 4-2010