Mexiko: Filmrezension
Vom Leben und Sterben der Unterklassen

Der Film La Zona ist im Dezember 2008 in Programmkinos in verschiedenen deutschen Städten angelaufen. Die große Aufmerksamkeit hat er erwartungsgemäß nicht bekommen, denn er ist zu realistisch, um noch als Unterhaltungsfilm durchzugehen. Die Handlung ist schnell erzählt. Ein Wohnviertel der Reichen in Mexiko, das mit Sicherheitszäunen und Kameras gegen die Außenwelt abgeschottet ist, grenzt an eine Armensiedlung.

Dort nutzen drei Jugendliche die Gelegenheit, als während eines Gewitters die Sicherheitsanlagen ausfallen: sie dringen in die Zone der Reichen ein und werden von einer bewaffneten Hausbesitzerin beim Stehlen erwischt. Einer der Jugendlichen schlägt ihr von hinten mit einer Stange auf den Kopf. Die Frau fällt so unglücklich, dass sie dabei stirbt. Zwei der Jugendlichen und ein Wachmann werden daraufhin von den mittlerweile alarmierten Nachbarn erschossen. Ein Jugendlicher überlebt zunächst, kommt aber nicht mehr aus der Zone raus.

Denn inzwischen hat sich die Mehrheit der BewohnerInnen dafür entschieden, die Flüchtigen mit allen Mitteln zu jagen und zur Strecke zu bringen. Kritische Stimmen werden mit Druck und Drohungen unterdrückt. Der Film zeigt deutlich, wie sich aus einem wild gewordenen Bürgertum, das um Privilegien fürchtet, ein zu allem entschlossener Hetzmob entwickelt. Dabei werden alle BewohnerInnen, auch die Jugendlichen mit einbezogen. Die Polizei, die mittlerweile Wind von den Vorgängen bekommen hat, wird weggeschickt. Der Tod des Wachmannes wird als Herzinfarkt ausgegeben und die Witwe wird erpresst, damit sie auch bei der Vertuschung mitmacht.

Die Rolle der korrupten Polizei wird sehr plastisch dargestellt. Ein Polizeikommissar will gerne auch mal bei den verhassten Reichen aufräumen, wird letztlich von Oben zurückgepfiffen und muss erkennen, dass er machtlos ist. Seine Wut darüber lässt er ausgerechnet an der Mutter eines der Jungen aus dem Armenviertel aus, die auf seine Unterstützung hoffte. Doch er schlägt sie nur und jagt sie weg.

In der Zona hat sich der flüchtige Jugendliche mittlerweile mit einem Gleichaltrigen aus reichem Elternhaus angefreundet, der sich verdächtig schnell vom Befürworter der Hetzjagd zum Freund des Jungen verwandelt. Hier hat der Film einige Schwächen, weil er diesen abruptem Wandel nicht plausibel darstellen kann. Die beiden Jugendlichen entwerfen Pläne, wie es möglich ist, das der Flüchtige ohne Gefahr für Leib und Leben aus der Zone und der vertrackten Angelegenheit raus kommt. Er ist auch bereit, sich für den Raub vor Gericht zu verantworten.

Als er sich schließlich stellt, verliert der Junge angesichts der feindlichen, schwer bewaffneten Bürgerwehr die Nerven und versucht zu fliehen. Das ist das Signal für die Hinrichtung, die schon die ganze Zeit geplant worden war.

Der Film zeigt gnadenlos realistisch die Welt der Gate Coomunitys, die es mittlerweile auch in vielen deutschen Städten gibt. Er zeigt, worin ein Sicherheitsdenken führt, das überall nur noch Feinde sieht. Er zeigt auch, wie fließend der Übergang zum Faschismus ist.
Ein aufrüttelnder Film, der ein großes Publikum verdient hat.

La Zona, 95 Min, Mexiko 2008 www.lazona-derfilm.blogspot.com

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Peter Nowak

CUBA LIBRE 2-2009