Auf Brigade in Cuba

Brigade, was ist das eigentlich? Gab es das nicht in der DDR, als Samstags manchmal freiwillige Extra-Arbeit geleistet wurde? Gibt’s das überhaupt noch? Wo denn? Was geht da ab? Wie kann ich mir das vorstellen?

Die Zahl der Cubafreunde und -freundinnen, die eigene Erfahrungen mit Arbeitsbrigaden haben, liegt weit unter der Anzahl der Pauschal- und Individual-, Rundreise- oder Tauch-TouristInnen. Aber: wer einmal dabei war, hat Cuba auf eine ganz besondere Weise kennen gelernt und meist unvergessliche Eindrücke mit zurück gebracht.

Venceremos-Brigade, José-Martí-Brigade, Brigade Ernesto Che Guevara, ... das ganze Jahr über finden sie statt. Brigaden, deren TeilnehmerInnen aus einer (Solidaritäts-) Organisation, einer Region, einem Staat oder einem ganzen Kontinent (Afrika, Lateinamerika, ...) sich zusammengefunden haben, um einerseits praktische Arbeit in Cuba zu leisten und andererseits die Realität des cubanischen Alltags zu erleben.
Ein Brigadeaufenthalt bietet wohl die besten Möglichkeiten, viele eigene Fragen an immer wieder unterschiedliche GesprächspartnerInnen zu richten und sich aus den individuell gefärbten Antworten ein eigenes Bild von Cuba, seiner Gesellschaft, seiner Kultur, etc. zu machen. Von einer cubanischen Realität, die völlig anders aussieht, als die gleichgeschalteten Massenmedien der westlichen Welt glauben machen wollen. Gleichzeitig können die Erfahrungen und Erlebnisse aber auch unter den Brigadistas – in Alter, Herkunft, Interessen, etc. völlig Unterschiedlich – reflektiert und diskutiert werden.

Die meisten Brigade-Aufenthalte dauern zwei oder drei Wochen. Dabei sind etwas zwei Drittel der Zeit der freiwilligen Soli-Arbeit gewidmet und ein Drittel dem erholsamen Kennenlernen des Landes und seiner Schönheiten.
Bereichert wird diese Programm durch zahlreiche Besuche und Gesprächsrunden: in sozialen Einrichtungen, beim Frauenverband, der Studierendenorganisation, an historischen Plätzen u.v.m. Dass gerade auf Cuba auch gemeinsame Feste, Musik, Tanz und Unterhaltung nicht zu kurz kommen, versteht sich von selbst.

Wo finden Brigaden statt?

Am bekanntesten ist allen ehemaligen Bigadistas wohl das ‚Campamento Julio Antonio Mella‘ in der Nähe der Gemeinde Caimíto in der Provinz Havanna. Dort gibt es eine Bungalowanlage in der bis zu 200 Brigadistas unterkommen können. Die 8-Bett-Unterkünfte und Sanitäranlagen entsprechen in ihrer Schlichtheit dem cubanischen Alltagsleben. Es gibt einen großen Speisesaal, Sportplätze, zwei Freiluftbühnen, kleine Läden und die Bar – dort spielt sich das pralle Campleben ab.

Rund herum um das Campamento gibt es viele Möglichkeiten für Arbeitseinsätze in der Landwirtschaft. Arbeitseinsätze können aber auch auf der ‚Isla de la Juventud‘ organisiert werden oder in den verschiedenen Provinzen – entweder ebenfalls in der Landwirtschaft, oder in Betrieben, die gerade Unterstützung brauchen, um ihre Produktionsziele zu erreichen.

Organisiert und koordiniert wird das Programm, ebenso wie die Arbeitseinsätze von den Compañeras und Compañeros des cubanischen Instituts für die Freundschaft zwischen den Völkern (Instituto Cubano por la Amistad de los Pueblos‘, ICAP), das in Habana und in den Provinzen auch ‚Häuser der Freundschaft‘ betreut.

Logo CUBA LIBRE

MS

CUBA LIBRE 4-2008