Marabana

Als meine Frau und ich 2001 das erste mal unseren Traum erfüllen konnten um mit Vacancia die Reise "Cuba von West nach Ost" mitzumachen, kehrten wir so fasziniert und begeistert von dem Land, den Menschen und seiner Musik zurück,

dass ich mir als Marathonläufer vornahm, dort gerne einmal einen Marathon zu laufen. Allerdings war es vorerst sehr schwierig, etwas über den Havanna-Marathon zu erfahren, bzw. einen Veranstalter zu finden, der solch eine Laufreise organisiert. Im März 2002 wurde ich allerdings in der Laufzeitung Runners World fündig. Neben einem Bericht über den Marathon wurde auch eine Kontaktadresse genannt, über die man Näheres erfahren konnte. Dadurch gelangte ich an den Verlagskaufmann Manfred Köhn aus Bonn, der bereits seit 18 Jahren für Lauffreunde Marathonreisen Organisiert. Nachdem ich mit ihm telefoniert hatte, war ich so beeindruckt über sein Wirken (siehe auch Artikel Runners World), dass ich mich sofort für den Lauf 2002 anmeldete.

"Zyklon"lauf 2002

Im November 2002 war es endlich so weit. Wir machten mit der gesamten Laufgruppe einen wunderschönen Strandurlaub mit morgendlichem Lauftraining. Am folgenden Wochenende fuhren wir mit dem Bus zum "Marabana" dem großen Havanna-Marathon. Zeitgleich starteten am 16. November 2002 in 150 Regionen Cubas über 400.000 Vereinssportler, Schüler, Eltern und Kinder unter dem Motto "Gemeinsam schwitzen für ein gesundes Leben" zu Provinzläufen.

Unser Lauf in der Hauptstadt fiel aber fast buchstäblich ins Wasser. Sechs Stunden vor dem Start kam eine Zyklon-Wetterfront auf die Stadt zu und sorgte für eine wahre Regenflut, so dass von den 3.600 TeilnehmerInnen schließlich nur noch 2.800 die Ziellinie der Halb- und Marathonstrecke vor dem Capitolio überliefen. Ich selbst lief den Marathon teilweise vollkommen allein und hatte Bedenken mich zu verlaufen, da man durch den Sturm und Regen kaum etwas sah. Auf der Strecke waren vielleicht 160 LäuferInnen unterwegs, da die meisten TeilnehmerInnen den Halbmarathon liefen. Ungewohnt war auch die geringe Zahl von Zuschauern, was wohl daher kam, dass der Marathon im Gegensatz zu anderen Sportarten auf Cuba noch ziemlich neu ist. Trotzdem wurde alles hervorragend organisiert und für mich war dieser Marathon einer der schönsten Läufe meiner 20-jährigen Karriere als Hobby-Läufer. Schnell war mir auch klar dass ich auch 2003 wieder beim "Marabana" dabei sein wollte.

Beeindruckt hatte mich auch unser Reiseleiter, Manfred Köhn. Unermüdlich war er im Einsatz. Ob bei der Ankunft, beim Zoll, wo wir die Hilfsgüter ausluden und anschließend in einem Bus verstauten. Dann die Besuche und das Verteilen in Schulen, Krankenhäusern, Arztpraxen und Optikern. Die Freude dieser Menschen veranlasste mich, selbst zu versuchen, Hilfsgüter für Cuba zu sammeln. In meiner Heimatstadt Minden findet seit 3 Jahren ein Marathon statt, der von einer ortsansässigen Firma gesponsert wird. Dort erkundigte ich mich nach Sachspenden für cubanische SportlerInnen. Das Ergebnis war überwältigend. Ich konnte einige hundert neue T-Shirts mit Marathonaufdruck, die aus den Vorjahren übriggeblieben waren abholen und später nach Cuba weiterreichen. Durch weiteres Sammeln kamen so in Zusammenarbeit mit Manfred Köhn im letzten Jahr 2 Tonnen Sachspenden aus ganz Deutschland zusammen. Darauf folgte unsere Reise im Herbst letzten Jahres.

Meine Frau und ich erlebten wieder 2 unvergessliche Wochen in familiärer Atmosphäre mit unserer Laufgruppe, vor allem aber mit cubanischen Freunden, die wir im Vorjahr kennen gelernt hatten. Der Marathon 2003 wurde allerdings diesmal ein besonderes Erlebnis bei Sonnenschein, sehr guter Stimmung und einem Start am Malecon.

Der nächste "Marabana" findet übrigens am 14. November 2004 statt und ich hoffe, auch diesmal wieder dabei zu sein. Meine Frau und ich sind glücklich, Mittler sein zu können und nach unseren Möglichkeiten zu helfen. Cuba und diese wunderbaren Menschen sind uns ans Herz gewachsen und wie lautet das afrikanische Sprichwort treffend:

"Viele kleine Menschen an vielen kleinen Orten, die viele kleine dinge tun, werden das Angesicht der Erde verändern".

CUBA LIBRE Klaus-Dieter Schröder

CUBA LIBRE 2-2004