Neuer Schildbürgerstreich der US-Zollbehörde gegen "Pastors for Peace"

USA wollen nicht mal Rattengift aus Cuba

Die Soli-Organisation "Pastors for Peace" kämpft seit Jahren gegen das US-amerikanische Handelsembargo gegen Cuba. Bisher brachten sie Tonnen von Hilfsgütern via Mexiko auf die Insel, wobei es vor einigen Jahren eines Hungerstreiks bedurfte, bevor der "kleine gelbe Schulbus" die Grenze überschreiten konnte.

Im Juli diesen Jahres versuchte die Gruppe um Lucius Walker erstmals den umgekehrten Weg. Zusammen mit einigen Solarkollektoren hat sie eine LKW-Ladung des Rattenbekämpfungsmittels >Biorat< bei Falfurrias über die mexikanisch-texanische Grenze gebracht. Das Rattengift >Biorat< wird in Cuba auf Salmonellenbasis hergestellt und seit 1994 mit großem Erfolg in Afrika, Asien und Lateinamerika eingesetzt. In den USA ist die Einfuhr des Rattengiftes seit 1998 verboten, weil es nach Auffassung der US-Seuchenkontrollbehörde auch für Menschen gefährlich werden kann.

Nun wird gegen die "Pastors" wegen Schmuggels und Verstoßes gegen die US-Umweltgesetze ermittelt. Angeblich habe die Gruppe bei der Umweltbehörde (EPA) keine Einfuhrgenehmigung eingeholt. Demgegenüber beteuert Gail Walker, die Tochter von Lucius Walker und Sprecherin der "Pastors for Peace" die Organisation habe nicht nur die EPA-Erlaubnis für den >Biorat<-Einsatz in US-amerikanischen Städten eingeholt, sondern die Ware bei der Einfuhr auch deklariert. Die Zollbeamten seien sogar aufgefordert worden, die Ladung zu überprüfen. Dies bestätigten zahlreiche Zeugen, darunter auch Presseleute.

Für Gail Walker ist die jüngste Konfrontation der Zollbehörde mit ihrer Organisation eindeutig politisch motiviert. Damit sollen angebliche gesundheitliche Risiken propagandistisch ausgeschlachtet werden, um das Image des sozialistischen Cuba in den USA zu schädigen, gleichzeitig soll von einer Diskussion über das Handelsembargo gegen die Karibikinsel abgelenkt werden. "Pastors for Peace", so Gail Walker, werde gegen die Blockade weiterkämpfen, solange sie bestünde.

Ratten sind in den US-amerikanischen Städten ein wachsendes Problem. Jüngsten Schätzungen zufolge leben in New York zehnmal mehr Ratten als Menschen. Nachdem den gefräßigen Nagern die garantiert tödliche Begegnung mit dem Gift aus Cuba erspart geblieben ist, kann man nur hoffen, daß sie bald das Weiße Haus in Washington erobern und Mr. Bush die Augen öffnen: Der Feind steht nicht in Cuba sondern im eigenen Haus.

CUBA LIBRE
Inge Knoeckel
(nach: Fatin Abbas, New York in Junge Welt vom 1. Aug. 2001)

CUBA LIBRE 4-2001