Nicht im Konsens der Demokraten

Fidel Castro musste draußen bleiben, als die Regenten sämtlicher Länder des amerikanischen Kontinents im kanadischen Quebec im April über einen vereinten Wirtschaftsraum debattierten. Der US-amerikanische Präsident Bush hatte dies veranlasst. Denn für ihn ist Castro kein Demokrat.

Welche Ehre. Nein, ein Demokrat im Sinne von Bush, der nur deshalb die US-Präsidentschaft bekam, weil Zigtausende Wählerstimmen von schwarzen Amerikanern und Amerikanerinnen einfach nicht gezählt wurden, so ein "Demokrat" ist Fidel Castro nicht. Den rassistischen Wahlbetrug in den Vereinigten Staaten wollte im Kreis dieser Demokraten niemand verurteilen.

Warum auch: Dort saß u.a. der Präsident von Guatemala von der Partei des Massenmörders Rios Mont. Er ist für die Ermordung von Zigtausend Bauern und Bäuerinnen in Guatemala verantwortlich. Aber warum sollten sich die versammelten Demokraten in Quebec darüber aufregen. Schließlich wurden ja die Killer und Massenmörder ausgebildet in den US-amerikanischen Militärschulen, wo ein Grundsatz lautet: Wenn die Freiheit der Profite gefährdet ist, wird ein Blutbad schon mal einkalkuliert.

Dem wird auch der ehemalige Militärdiktator Banzer aus Bolivien sicher zustimmen. Als Putschist ließ er Bauern und streikende Arbeiter erschießen. Als demokratisch gewählter Präsident geht er weiterhin mit Militär gegen protestierende ArbeiterInnen vor. Auch der Arena-Präsident von El Salvador muss nicht um seinen Gipfelplatz bangen. Obwohl seine Partei in den 80er Jahren die Todesschwadronen ausrüstete und befehligte, die sämtliche Opposition im Lande blutig zerschlugen. Mit Terror und Massakern wurde der revolutionäre Aufbruch in Amerika niedergerungen.

Wo es den Linken gelang, die Macht zu erobern, wie in Nicaragua unter den Sandinisten oder in Chile unter Allende, wurde die Konterrevolution mit dem Segen Washingtons losgelassen. Nur in einem Land konnte sie sich nicht durchsetzen: in Cuba. Das ist der Grund für den Hass von Bush und Konsorten.

Fidel Castro und die cubanische Regierung können stolz darauf sein. Ihr Platz ist nicht bei den mit Mauern und Militärs geschützten Gipfeln, sondern bei den Zigtausend Demonstrierenden, die mit Pfeffergas und Gewehren an ihrem Protest gehindert werden. Fidel Castro hat der buntscheckigen Bewegung eine Grußadresse (siehe Rückseite dieses Heftes) geschickt, die von den DemonstrantInnen dort mit Jubel und Begeisterung aufgenommen wurde. Genau der richtige Platz für die cubanischen Genossen und Genossinnen. Gemeinsam sollte den Bush-Demokraten aller Länder der Marsch geblasen werden.

CUBA LIBRE
Peter Nowak

CUBA LIBRE 3-2001