Ruhe in der Hauptstadt

Ergebnis der von asozialen Gruppen provozierten Ausschreitungen: 36 Verletzte, darunter 10 Angehörige der cubanischen Polizei

Nach den von Gewalttätern provozierten Ausschreitungen, die mit maßgeblicher Hilfe der Bevölkerung und Kräften der Revolutionären Nationalpolizei beendet wurden, ist am vergangenen Samstag wieder Ruhe in der kubanischen Hauptstadt eingekehrt. Nach vorläufigen Angaben des kubanischen Innenministeriums sieht das Ergebnis der Krawalle folgendermaßen aus: ein Toter (der ermordete junge Polizist Gabriel Lamoth), 35 Verletzte (darunter 10 Polizisten) sowie geringfügige Sachschäden (18 zerschlagene Fensterscheiben und Plünderung von Schaufensterauslagen in drei Geschäften). Die Vorfälle, in deren Folge es zu sinnlosen Zerstörungen in Havanna kam, standen in unmittelbarem Zusammenhang mit der Entführung von drei Passagierschiffen am 26. Juli bzw. am 3. und 4. August auf der Fährverbindungsstrecke zwischen der Hauptstadt und den Orten Regla und Casablanca.

Am 5. August rotteten sich bereits am frühen Morgen etwa 300 bis 400 Unruhestifter an der Parkanlage Alameda de Paula zusammen. Die Ansammlung wurde von den Behörden aufgelöst. Gegen sechs Uhr morgens überfielen 21 Personen den Schlepper Dos Rios (der nicht einmal über einen eigenen Motor verfügt). Sie wurden in einer gemeinsamen Aktion von Hafenarbeitern und Revolutionärer Polizei von dort vertrieben und festgenommen. Unmittelbar danach kehrte zunächst wieder Ruhe ein. Am selben Tag versammelten sich kurz nach sieben Uhr ca. 100 Personen gegenüber der Parkanlage. Aufgehetzt von Provokateuren begannen sie, konterrevolutionäre Parolen zu rufen. Die Ansammlung wurde von der Polizei aufgelöst, ohne daß es dabei zu Festnahmen kam. Daraufhin zogen die Demonstranten in kleinen Gruppen durch die Straßen in Richtung Hafenfestung La Punta. Dabei kam es während des ganzen Morgens wiederholt zu Plünderungen. Gegen 13 Uhr versammelten sich erneut etwa 700 Personen in der Nähe der Festung. Auffällig ist, wie gegen 14:30 die Ausschreitungen begannen, und zwar nicht am Malecón, der Küstenpromenade von Havanna, sondern in den Straßen Galiano, Escobar, Nepruno und San Lázaro, insbesondere in der Nähe des Hotels Dauville. Dabei nutzten die Demonstranten aus, daß ein Großteil der Polizeikräfte in der Gegend des Malecón zusammengezogen war. Die Krawalle begannen in den genannten Straßen und wurden zunächst von einzelnen Polizisten niedergeschlagen, die sich dort in der Nähe befanden, sowie von Mitarbeitern des Hotels, die den Schutz ihres Betriebes übernahmen, nachdem dort mehrere Fensterscheiben eingeschlagen worden waren. Die Gewalttäter brachen einem Polizisten das Genick (er wurde schwerverletzt ins Krankenhaus eingeliefert) und zerschlugen die Fensterscheibe eines Patrouillenfahrzeugs. Es wurde festgestellt, daß auch von einigen Balkons am Malecón Steine und Flaschen geworfen wurden (die beteiligten Täter wurden verhaftet). Danach kam es zu ähnlichen Zwischenfällen in der Gegend der Hafenfestung, die jedoch rasch unter Kontrolle gebracht werden konnten, ohne daß dabei Opfer zu beklagen waren.

Polizeikräfte, Hafenarbeiter, das Personal der angegriffenen Einrichtungen sowie zahlreiche Mitarbeiter anderer Betriebe konnten die Provokateure in einer raschen Aktion unter Kontrolle bringen. In den Abendstunden des 5. August bzw. am frühen Morgen des 6. August war in den von den Krawallen betroffenen Vierteln der Altstadt und des Zentrums von Havanna abgesehen von vereinzelten Zwischenfällen die Ruhe wiederhergestellt. Die Gewalttaten, Verwüstungen und Plünderungen wurden erwiesenermaßen von gewöhnlichen Kriminellen verübt. Ermutigt durch die Politik der US-Regierung, die solche Personen mit offenen Armen empfängt, versuchen sie, auf diesem Wege in die USA zu gelangen.

Nach Berichten des kubanischen Innenministeriums und direkten Recherchen von Juventud Rebelde vor Ort blieb die Stadt am Samstag völlig ruhig. Die Bevölkerung zeigte sich besonnen und kämpferisch.

Erste Ermittlungen zu den Vorfällen haben ergeben, daß die Krawalle mit der Entführung dreier Fährschiffe der städtischen Reederei in Zusammenhang stehen, ebenso mit den ständigen Radioangriffen, mit denen die Insel von US-amerikanischem Territorium aus überzogen wird.

Einige der verhafteten Tatbeteiligten haben ausgesagt, daß sie sich an den genannten Orten spontan zusammengefunden hätten, einzig um in die USA auszureisen. Die kubanischen Behörden haben versichert, daß die Passagierschiffe für den Fährverkehr in der Bucht von Havanna demnächst wieder ihren Betrieb aufnehmen werden. Es sollen darüber hinaus eine Reihe von Maßnahmen ergriffen werden, um die Sicherheit der Passagiere zu gewährleisten. Juventud Rebelde konnte erfahren, daß ein Großteil der Gewalttäter verhaftet worden ist. Sie sollen vor Gericht gestellt und schwer bestraft werden.

Stellen des kubanischen Innenministeriums haben mitgeteilt, daß die Lage unter Kontrolle sei. An einigen Schlüsselpunkten werden entsprechende Maßnahmen ergriffen, um weitere Verwüstungen zu verhindern.

Die Stadtbezirke, in denen es zu den Krawallen kam, sind von Kräften des kubanischen Innenministeriums unter ständige Beobachtung gestellt worden. Dabei kommt es gelegentlich zu Vergeltungsaktionen besonders unversöhnlicher Anwohner. Sie werden ermutigt durch eine offensichtliche Destabilisierungspolitik der US-Regierung gegenüber Kuba, die in diesen Personen einen unvergleichlichen Nährboden findet.

CUBA LIBRE Marcos Alfonso
Juventud Rebelde, 7. August 1994

CUBA LIBRE 3-1994