Orientierung auf die Notwendigkeit praktischer Solidarität in vielfältiger Weise

Nach teilweise langer und abenteuerlicher Anreise gelangten wir in den Winterwald von Lehnitz, wo wir dieses arbeitsreiche Wochenende vom 19. bis 21.11. 1993 verbringen wollten.

Der Samstag stand vor allem für die politisch inhaltliche Diskussion zur Verfügung. Zum Teil entstanden neue Ideen, die in den verabschiedeten Anträgen am Sonntag auch ihren konkreten Ausdruck finden sollten.

Botschafter Rodney Lopez Clemente war in Begleitung von Alfredo Leon extra aus Bonn zu diese Bundesdelegiertenkonferenz gekommen. Er stellte die Vielschichtigkeit der Probleme in Kuba dar. So wurde beispielsweise die Dollarfreigabe, mit all ihren Risiken für die kubanische Gesellschaft als eine der unumgänglichen Maßnahmen erläutert, die Kuba in die Lage bringen sollen, sich auch weiterhin in der neuen "alten" unipolaren Weltordnung zu behaupten.

Nachfragen der Delegierten gab es insbesondere auch zum Verhältnis BRD-Kuba, in dem sich leider noch keine Verbesserungen abzeichnen, da die BRD-Regierung weiterhin immens hohe Geldforderungen an Kuba aus DDR-Verträgen, und die dadurch für Kuba entstandenen Verluste, aber nicht gerade stehen will. Hier wird noch stärker politischer Druck vonnöten sein, um die Weiterführung, wenigstens einiger dieser Verträge, durchzusetzen!

Solidaritätsaktionen

Nach dem politischen Bericht der Vorsitzenden Gabi Ströhlein wurde die geleistete Arbeit der Freundschaftsgesellschaft anhand der vom Vorstand vorgelegten Rechenschaftsberichte eingeschätzt.

Ausführlich wurde vor allem die Kuba-Solidaritäts-Demonstration vom 16. Oktober diskutiert, die in der heutigen politischen Situation gerade auch von unseren kubanischen Freunden als großer Erfolg betrachtet wurde. Bei der Einschätzung der sehr unterschiedlichen Mobilisierung der FG-Gruppen für diese zentrale und von der Freundschaftsgesellschaft selbst initiierten Demonstration wurde einmal mehr deutlich, daß eben in unserer FG nicht alle an einem Strang ziehen. Es gab Gruppen, die örtliche Bündnistreffen dazu organisierten, öffentliche Veranstaltungen mit 500 BesucherInnen zustandebrachten, und dann z.T. Mit mehreren Bussen nach Bonn fuhren. Aber es gab auch Gruppen, die sich überhaupt nicht beteiligten. Dabei braucht die Solidarität mit Kuba gerade heute sowohl größtmögliche Geschlossenheit und Stärke wie auch effektive Breite.

Als eine nächste großartige Aktionsmöglichkeit wurde die Idee einer Kuba-Solidaritäts-Karawane vorgeschlagen und weiterentwickelt, wie sie "Pastors for Peace" in den USA nun schon zum dritten Mal vorbereiten. Es gab viele Anregungen, wie man/frau damit sowohl in Orten mit ganz kleinen FG-Gruppen Sammlungen, Aktionen und Veranstaltungen durchführen könnte wie natürlich auch in Städten mit sehr vielen aktiven Kuba-FreundInnen. Ziel einer möglichen Sternfahrt mit Transportern voller Medikamente, Ersatzteile und anderer Sachspenden könnte Bremen werden, wo neuerdings regelmäßig ein kubanisches Frachtschiff anlegt.

Der Vorstand wurde von der Bundesdelegiertenkonferenz beauftragt, alle Anregungen aufzunehmen und nach Prüfung der Realisierungsmöglichkeiten gegebenenfalls auch umzusetzen.

Cuba Libre

"Das Überleben der kubanischen Revolution ist heute das allerwichtigste! Das muß sich deutlich in der Cuba Libre niederschlagen." So war es vielfach zu hören, als wir auf unsere Verbandszeitschrift zu sprechen kamen. Trotz überwiegend positiver Einschätzung der letzten Ausgaben kommt dieser Gesichtspunkt noch etwas zu kurz. Die Kommentierung der LeserInnenbriefe wurde vom verantwortlichen Redakteur selbstkritisch eingeschätzt und soll künftig in dieser Form unterbleiben.

Kritisch aufgenommen wurde, daß seit der letzten Bundesdelegiertenkonferenz noch kein Redaktionsstatut erarbeitet wurde. Es wurde nunmehr für die nächste BDK verbindlich zugesagt. Da von der Cuba-Libre-Redaktion immer wieder kritisch angemerkt wurde, daß es oft an Artikeln fehle und zu wenig Beiträge für die Cuba Libre von anderen Mitgliedern bzw. Gruppen kommen würde, ist es um so erfreulicher, daß auf der BDK vier neue RedakteurInnen bestätigt werden konnten.

Internationale Granma in deutscher Sprache

Die "deutsche Granma" wird in Angriff genommen. Zur Erarbeitung einer ansprechenden und aktuellen Gestaltung besteht die Anfrage von kubanischer Seite, ob ein/e Redakteur/in aus der BRD für 2 bis 3 Monate in Havanna mit dem dortigen Team zusammenarbeiten könnte. Da die Vorbereitungen in Kuba schon sehr weit gediehen sind, ist die endgültige Realisierung dieser in der Solidaritätsbewegung bereits sehr lange erwünschten Quelle für authentische und aktuelle Informationen aus Kuba nunmehr abzusehen. Das bedeutet natürlich auch, jetzt schon AbonnentInnen zu werben und zu sammeln und die organisatorischen Seiten zu klären – auch mit anderen Solidaritätsorganisationen -, damit uns ein erfolgreicher Start gelingt!

Als Sofortunterstützung für die redaktionellen Vorarbeiten wurden von der BDK 8.000,- DM beschlossen. Natürlich sind jetzt die Gruppen aufgefordert, zu prüfen, wie sie dieses Projekt durch Abo-Werbung und auch finanziell unterstützen können.

Was wir noch beschlossen haben:

Einstimmig wurde beschlossen, künftig für ein Krankenhaus (Asthma-Zentrum), in dem besonders viele Kinder behandelt werden, eine Solidaritätspatenschaft zu übernehmen. Ausführliche Berichte darüber werden in der Cuba Libre noch erscheinen.

Die FG unterstützt die Herausgabe eines mehrbändigen Geschichtswerkes über Kuba in Kuba, das vor allem in den dortigen Bibliotheken für die KubanerInnen zur Verfügung stehen soll.

Die FG sorgt dafür, daß in der Außenstelle der kubanischen Botschaft ein Modem installiert wird, um Telefon- und Fax-Kosten sparen zu helfen. Kosten ca. 250,- .

Die FG unterstützt die Vortragsreihe von Carlos Tablada in der BRD im März/ April 1994. Verantwortlich für die Koordination ist Lüko Willms.

Um den Kontakt und die Unterstützung von einzelnen Gruppen seitens des Vorstandes zu verbessern, wollen wir abwechselnd die Vorstandssitzungen künftig abwechselnd in verschiedenen Städten durchführen. Eingeladen sind dann natürlich alle Gruppenmitglieder vor Ort, und die Tagesordnung muß deren Interessen Rechnung tragen. Es gibt auch Vorschläge, die Tagungen mit der Durchführung einer öffentlichen Veranstaltung zu verbinden. Wir planen das gern gemeinsam mit den interessierten Gruppen.

Der Vorstand erhält in drei Monaten von der Kassiererin einen aufgeschlüsselten, bilanzierenden Finanzbericht, um Sparvorschläge erarbeiten zu können.

Was wir nicht beschlossen haben …

… ist eine Beitragserhöhung. Trotz der finanziellen Probleme, vor die uns beispielsweise die drastische Erhöhung der Postgebühren für den Cuba-Libre-Versand stellt, haben wir keine generelle Anhebung der Mitgliedsbeiträge festgelegt. Und auch weiterhin wird jedes Mitglied seine Cuba Libre umsonst erhalten. Was wir aber dringend brauchen, ist die aktive Solidarität von Euch allen. Sei es, daß ihr freiwillig den Beitrag erhöhen könnt (damit hoffen wir auf planbare Einkünfte), eine regelmäßige oder einmalige Spende leisten könnt, neue Abonnenten für die Cuba Libre werbt oder selber einige bezahlte Abos für den Freiverkauf bestellt. Es hängt von Euch ab, ob die FG weiterhin im bisherigen Umfang Solidaritätsarbeit leisten kann!

Nachtrag zur BDK

Da es mir als Vorsitzende nicht mehr möglich war, ein allumfassendes Schlußwort zu halten, möchte ich dies wenigstens auf diesem Weg nachholen.

Ein herzliches Danke gilt dem Botschafter Rodney Lopez Clemente und seinem Mitarbeiter Alfredo Leon. Zum einen wegen ihrer Reise nach Berlin, um an unserer BDK teilzunehmen und zum anderen für ihre politisch vorwärtsweisenden Diskussionsbeiträge.

Gefreut haben wir uns auch sehr über den Besuch von Osvaldo Garcia, der von der Außenstelle der kubanischen Botschaft in Berlin zu uns kam.

Danken möchte ich auch den Teilnehmern der BDK, die solidarisch und frei von Animositäten zu guten Diskussionen und einer positiven Atmosphäre auf dieser Sitzung beigetragen haben.

Logo CUBA LIBRE Gabriele Ströhlein, Vorsitzende
Marianne Schweinesbein, stellvertr. Vorsitzende

CUBA LIBRE 4-1993